Elisabeth (32) – die Kämpferin

Elisabeth Tewes
© Elisabeth Tewes

Sich für andere stark machen, ist ihr Lebensmotto, für deren Wohlergehen zu kämpfen, ihr Credo.

Nur auf sich selbst achtet sie weniger. Elisabeth betreut 2014 gerade als Sozialarbeiterin im Schichtdienst in Berchtesgarden Kinder mit Typ-1-Diabetes, als sie feststellt, dass es ihr einfach körperlich nicht gut geht und sie immer müde ist. Eine Krankenschwester der Einrichtung, für die sie arbeitet, fordert sie auf, doch auch mal ihren Blutzucker zu messen wie die Kinder mit Typ-1-Diabetes. Er bleibt auch zwei Stunden nach dem Essen auf 150 mg/dl. Bei dem darauffolgenden Check-Up beim Hausarzt bestätigt sich die Diagnose: Diabetes Typ 2 und das mit 24 Jahren. Klar, weiß sie, dass sie übergewichtig ist bei einem BMI von 41. Hinzu kommt seit 2021 ein Bluthochdruck. Irgendwie war das in der Familie normal mit dem Übergewicht. Sie kommt aus dem Saarland, da wurde immer sehr kohlenhydratreich gegessen. Fast zeitgleich erhält auch ihre Mutter die Diagnose Diabetes Typ 2. Trotz der genetischen Disposition beider Großmütter war Diabetes in Elisabeths Familie nie ein Thema.

Elisabeth zieht die Reißleine, sie stellt sich ihrem Diabetes und schafft es durch ihr Engagement 3 – 4 mal die Woche für den Kampfsport Sunmudo, einer Mischung aus Tai-Chi, Kampfkunst, Meditation, Qigong und Karate, nur kurzfristig Metformin nehmen zu müssen – bis Ende 2019 ist sie medikationsfrei. Elisabeth lebt inzwischen in Garmisch, bewusst hat sie den Schichtdienst hinter sich gelassen und arbeitet nun im öffentlichen Dienst mit geregelten Arbeitszeiten und Mahlzeiten. Doch dann kommt Corona, und die Lockdowns. Streng reglementiert ist in Bayern das Ausüben von Kampfsportarten untersagt. Überhaupt hat alles zu: die Schwimmbäder, die Fitnessstudios. Die Bergbahnen, die sie zu den Bergtouren brachten, stehen still. Keine Bewegung, die Elisabeth Spaß macht, ist mehr möglich. Der Diabetes und Bluthochdruck verschlechtert sich drastisch und muss medikamentös neu eingestellt werden. Elisabeth klagt über Schwindel, Kopfschmerzen, sie steht auf wackligen Beinen. Als sie wieder zum Training gehen könnte, bleibt im Sunmudo erstmal Meditation, Taichi und Qigong übrig. Karate ist zunächst nicht möglich, zu gefährlich. Die körperliche Verfassung muss sich stabilisieren.

Elisabeth fühlt sich von der Politik massiv im Stich gelassen. Sie glaubt, dass es Wege gegeben hätte, den für sie so wichtigen Sport mit entsprechenden Auflagen weiter auszuüben. Erst im Mai 2021 erhält sie ihr erstes Impfangebot, geboostert ist sie seit Dezember 2021. Nun könnte es wieder losgehen, wenn die körperliche Verfassung stabil wäre. Inzwischen hat sie es geschafft, 5 kg abzunehmen (BMI liegt jetzt bei 40), ihr Ziel für Ende des Jahres sind 95 kg. Aber es fällt ihr schwer. Die Motivation, sich zu bewegen, selbst frisch und gesund zu kochen, bleibt weiter aus. Die tagtäglichen Aussagen von Karl Lauterbach demotivieren sie noch mehr. Elisabeth lebt alleine, ihr Tagesablauf ist arbeiten, essen, schlafen. Hin und wieder rafft sie sich zu kleineren Ausflügen auf, gerade hat sie sich den Tegernsee angeschaut. Die schöne Natur in Bayern ist es doch wert, sich aufzuraffen. Hoffentlich kommt bald der Kampfeswille zurück, sagt sich die kleine Kämpferin.