Die Kampagne bisher: Ein Rückblick

Die Kampagne bisher
Das Podium der Pressekonferenz zur Dunkelziffer (Diabetes STOPPEN 2016)

Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über die Schwerpunkte der Kampagne "Diabetes STOPPEN. Jetzt handeln!" in den Jahren 2013 bis 2016. Im Rahmen des Bundestagswahlkampfs 2017 stand die Video-Reihe "Diabetes-Taxi" im Mittelpunkt unserer Kampagnenarbeit. 2018 haben wir die Video-Reihe "Diabetes kostet Lebenszeit" ins Leben gerufen.

Diabetes STOPPEN 2017: Diabetes – eine tägliche Last

Für die Menschen mit Diabetes und ihre Angehörigen ist die Diagnose ein folgenschwerer Einschnitt: Sie müssen nun jeden Tag mit der Krankheit leben, für den Rest Ihres Lebens. Stoffwechselgesunde Menschen können kaum nachvollziehen, wie es Menschen mit Diabetes mit der Last ihrer chronischen Krankheit geht: Während sich ein gesunder Mensch von einer akuten Krankheit mehr oder weniger schnell erholen kann, wiegt die Diabetes-Last für die chronisch Erkrankten schwer und zunehmend schwerer. Denn im Laufe der Zeit stellen sich oft vielfältige Folgekrankheiten des Diabetes ein.
 
Ein Nationaler Diabetesplan, wie wir ihn wollen, sichert nicht nur die bestmögliche Versorgung und Lebensqualität für Betroffene, er systematisiert auch die Früherkennung, verbessert Schulungen und er stärkt die strukturierte Selbsthilfe.
 
2017 ist Bundestagswahljahr. Darum müssen wir handeln. Jetzt. Denn jeder Politiker möchte möglichst viele Stimmen gewinnen und will wiedergewählt werden. Darum müssen wir die Politiker von der Notwendigkeit eines Nationalen Diabetesplans auch für Deutschland zu überzeugen und Diabetes auf die politische Agenda für die neue Legislaturperiode zu setzen. Neben verschiedenen Mitmach-Aktionen hat diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe die Video-Reihe "Diabetes-Taxi auf dem Weg zum Nationalen Diabetesplan" ins Leben gerufen, bei der wir Politiker eingeladen haben, auf einer Fahrt durchs Berliner Regierungsviertel mit uns über das Thema zu diskutieren.

 

Diabetes STOPPEN 2016: Die hohe Diabetes-Dunkelziffer

In Deutschland gibt es zwei Millionen Menschen, die an Diabetes Typ 2 erkrankt sind, ohne es zu wissen. Gerade zu Beginn tut die Krankheit nicht weh. Das Tückische daran ist: Wenn Diabetes Typ 2 diagnostiziert wird, oft erst zehn Jahre nach Ausbruch der Krankheit, sind die gefürchteten Folgeerkrankungen von Herzinfarkt und Schlaganfall über Augen- und Nierenschädigungen bis diabetisches Fußsyndrom häufig bereits eingetreten. Verhindern oder zumindest verzögern lassen sich diese Folgen durch gute Blutzuckereinstellung durch eine angepasste Diabetestherapie. Daher ist eine frühzeitige Diagnose der Krankheit so wichtig.

Auf einer Pressekonferenz anlässlich des Weltgesundhetstages am 5. April 2016 in Berlin haben wir Zahlen und Fakten rund um die Diabetes-Zunahme und die dadurch bedingte Kostenexplosion vorgestellt und mit politischen Vertretern erörtert, welche Maßnahmen zur Vorbeugung und früheren Diagnose der Stoffwechselerkrankung notwendig sind. Unter dem Motto "Unerkannt unterwegs" haben wir gemeinsam mit der Diabetes-Online-Community #dedoc° (www.dedoc.de) alle Menschen aufgefodert, den Deutschen Diabetes-Risiko-Test des DIfE zu machen. Durch 10 einfache Fragen kann jeder mit diesem Test sein persönliches Risiko ermitteln, in den nächsten fünf Jahren an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Mehr als 50.000 Menschen nutzen allein das Testangebot auf der Website www.2mio.de.

Rund um den Weltdiabetestag im November kamen zahlreiche Aktionen vor Ort hinzu, vom Kick-off der Aufklärungs-Aktion "Deutschland misst" bei der Diabetes-Charity-Gala durch #dedoc°-Gründer Bastian Hauck über die Vorstellung beim Weltdiabetestag in Köln bis zur Plakatkampagne in Berlin. Die konzertierte Aktion hat sich ausgezahlt: Zum einen können die Teilnehmer mit erhöhtem Diabetes-Typ 2-Risiko – bei rund 19% derjenigen, die den Online-Test gemacht haben, hatten ein erhöhtes Risiko – nun gezielt gegen den Ausbruch der Krankheit aktiv werden. Zum anderen hatte die Kampagne "Unerkannt unterwegs" auch eine breite Öffentlichkeitswirkung für die Krankheit, so dass die beteiligten Agentur PEIX sowie diabetesDE und #dedoc° als Auftraggebeter einen Preis für die besten crossmediale Kampagne im Bereich Gesundheit, den Comprix 2017, gewonnen haben.

Plakat Unerkannt unterwegs Pierre Littbarski


 

 

 

 

 

 

 

Plakat Unerkannt unterwegs Udo Walz

 

 

 

 

 

 

 

 

Preisverleihung COMPRIX 2017

 

 

 

 

 

 

 

Gala 2016 Goldene Figur mit Brille

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Patienten stehen im Mittelpunkt: Diabetes STOPPEN 2015

Seit Beginn der Kampagne "Diabetes STOPPEN – jetzt!" im Frühjahr 2013 ist viel passiert: von zahlreichen persönlichen Gesprächen mit Politikern aller Fraktionen bis zu den Videospots und dem Großplakat mit dem Fotomosaik der Kanzlerin auf der Fanmeile, von der Bundesratsinitiative für einen Nationalen Diabetesplan im Sommer 2014 bis zum Präventionsgesetz, das 2015 nach mehreren Anläufe endlich verabschiedet wurde. All dies zeigt: Das Thema Diabetes ist in der Politik angekommen. Dennoch haben wir unser großes Ziel, einen Nationalen Diabetesplan auch für Deutschland, noch nicht erreicht. Daher wurde die Kampagne auch 2015 fortgesetzt.


2015 hatten wir vor allem zwei Ziele: Zum einen haben wir weiterhin den Kontakt zu Politikern aller Parteien aufrechterhalten, um das Momentum zu nutzen und die Durchsetzung eines Nationalen Diabetesplans inkl. eines Nationalen Registers auch weiterhin zu unterstützen. Dabei scheuen wir auch nicht davor zurück, Kritik zu üben, wenn wir glauben, dass ein Gesetzentwurf nicht weit genug geht. Den G7-Gipfel, der 2015 in Deutschland stattfindet, haben wir zum Anlass genommen bei einer Pressekonferenz darauf aufmerksam zu machen, dass Diabetes Typ 2 eine Erkrankung ist, die besonders in schwächeren sozialen Schichten auftritt und dass noch zu wenig getan wird, um diese Assoziation wirksam zu bekämpfen.

Zum anderen haben wir 2015 die Betroffenen in diesem Jahr direkt fragen, was sie sich in Bezug auf ihren Diabetes wünschen und was sie an ihrer Erkrankung am meisten nervt. Wir haben Wünsche, Hoffnungen und Ärgernisse der Menschen mit Diabetes und ihrer Familien gesammelt und im Rahmen des Weltdiabetestags 2015 an den Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, übergeben. Bei unserer Aktion "Das wünsche ich mir" / "Das nervt mich am meisten" konnten alle Menschen mit Diabetes und ihre Angehörigen ihre Anliegen kommunizieren. 


Ein Jahr des Durchbruchs? Die Kampagne 2014

Trotz der erfolgreichen, gemeinsamen Anstrengungen mit der Kampagne „Diabetes STOPPEN – jetzt!" im Bundestagswahljahr ist es uns 2013 im ersten Anlauf nicht gelungen, dass das Indikationsfeld Diabetes Berücksichtigung im Koalitionsvertrag gefunden hat. Also mussten wir nun die neue Regierung und das neue Parlament von der Notwendigkeit eines Nationalen Diabetesplans überzeugen. Mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hatten wir einen neuen Ansprechpartner und auch der Gesundheitsausschuss im Bundestag war in Teilen neu besetzt worden. Neben der Bundesebene sollten die Forderungen aber auch auf Landes- und auf EU-Ebene forciert vortragen werden, da in mehreren Bundesländern und in Europa 2014 Wahlen anstanden.
In diese politischen Prozesse haben wir uns 2014 eingebracht:

  1. Bundesratsinitiative für einen Nationalen Diabetesplan
  2. Wahl des Europa-Parlaments im Mai 2014
  3. Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg

Um das Thema "Diabetes" auch auf Landesebene in den Fokus zu rücken, haben wir in jedem Bundesland Dreier-Teams aus je einem Diabetologen, einer Diabetesberaterin und einem Patientenvertreter der DDH-M gebildet. Diese regionalen Teams unterstützten jeweils die von der Gesundheitsministerin von Schleswig-Holstein, Kristin Alheit (SPD), ins Leben gerufene Bundesratsinitiative für einen Nationalen Diabetesplan. Die Teams unterzeichneten je ein zentrales Anschreiben an die zuständigen Länderminister, das um ein positives Votum warb, und nahmen oftmals auch persönliche Treffen mit den Politikern vor Ort wahr. Im Juli 2014 schließlich zeigte sich, dass die Aktion Erfolg hatte: Der Bundesrat stimmte mehrheitlich dafür, dass die Bundesregierung ein Bundespräventionsgesetz, einen Nationalen Diabetesplan sowie ergänzende Vorschriften zur Reduktion von Zucker in Lebensmitteln auf den Weg bringt. Obwohl Entschließungen des Bundestags rechtlich nicht bindend sind, war dies ein deutliches politisches Signal, das eine politische Wirkung entfalten wird.

Neben direkten Gesprächen mit der Politik haben wir 2014 aber auch mit einer Reihe von öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf das Thema "Diabetes" aufmerksam gemacht:
 

  • Postkarten an den Minister: Die erfolgreiche Postkartenaktion wurde fortgesetzt, 2014 direkt an den neuen Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Motive wie „Zucker ist nicht süß“, „Auge um Auge, Fuß um Fuß“ und „Biete Diabetes, suche Leben“ sollten auf die Dramatik der Krankheit, die Folgeerkrankungen und Einschränkung der Lebensqualität aufmerksam machen.
     
  • „Wir geben Diabetes ein Gesicht!“ – Fotos für die Kanzlerin: Ein Highlight der Kampagne 2014 war die Aktion „Wir geben Diabetes ein Gesicht“. Alle Betroffenen, deren Behandler und Interessierte waren aufgerufen, ihr Porträtfoto für ein großes Fotomosaik zur Verfügung zu stellen, quasi ein Puzzle, das Bundeskanzlerin Merkel darstellt. diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe wollte so verdeutlichen, dass hinter jeder Erkrankung ein Mensch und ein individuelles Schicksal steckt. Das Mega-Poster mit dem Spruch „Frau Bundeskanzlerin, wir zählen auf Sie!“ wurde auf der Fußball-WM-Fanmeile im Juni/Juli 2014 in Berlin aufgestellt und fand großes Interesse bei Besuchern aus ganz Deutschland und aller Welt. Insgesamt wurden fast 1 000 Fotos hochgeladen.

 
Die Kampagne 2013 – das haben wir erreicht:

Die Kampagne ist 2013 sehr erfolgreich gelaufen. Hier das Ergebnis:

  • Abgeordnete kontaktiert: 207
  • Termine mit Politikern: 66
  • Fotos hochgeladen: 250
  • Postkarten versendet: Tausende
  • Printmedien-Reichw.: rd. 50 Mio.
  • Via Social Clip erreicht:  mind. 10.000
  • Facebook-Freunde:  > 4.000

Innerhalb eines halben Jahres (!) haben wir ein Drittel der Abgeordneten des Deutschen Bundestages erreicht (!) und die Abgeordneten haben sich parteiübergreifend politisch mit unseren Forderungen auseinandergesetzt – davon zeugen die vielen schriftlichen Reaktionen. Diabetes ist im Bundestag zum Thema geworden!  

Als Befürworter für einen Nationalen Diabetesplan haben sich bekannt: Dietrich Monstadt (CDU), seit Januar 2014 Berichterstatter seiner Fraktion im Bundestag zum Thema Diabetes, Renate Künast (B90/Grüne), jetzt Vorsitzende des Ausschusses Recht & Verbraucherschutz, und Dr. Carola Reimann (SPD). Johannes Singhammer (CSU) sprach sich für eine neue Verankerung des Diabetes im geplanten Präventionsgesetz aus, die Abgeordneten Erwin Rüddel (CDU) und Edgar Franke (SPD), heute Leiter des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag, setzten sich für Verbrauchssteuern auf ungesunde Lebensmittel ein (Fett- und Zuckersteuer).

Ob der „Sympathieangriff“ auf unsere Bundeskanzlerin Frau Merkel (Postkartenaktion, Merkel-Masken), der augenzwinkernde Humor im Abgeordneten-Videospot oder die allseits beliebten Handschuhe zur Kampagne – unser Stil ist gut angekommen. Denn ein „schweres“ Thema braucht auch Leichtigkeit und Humor.

Wir freuen uns über das hohe Engagement der Betroffenen (60% der Akteure). Auch die Diabetes-Berater und -assistenten (30%) des VDBD sagen von sich: “Wir sind mutiger geworden“.

Viele Unterstützer fand die Petition gegen Therapieeinschränkungen der Schwerpunktpraxen (Bundesverband der Niedergelassenen Diabetologen): Hier kamen insgesamt 6 000 Unterschriften zusammen, eine Übergabe an das Gesundheitsministerium fand statt im Rahmen der Demonstration in Berlin im Sommer 2013.

diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe hat nach innen und außen und auch gegenüber der Politik an Glaubwürdigkeit, Wahrnehmung, Renommee und politischer Bedeutung gewonnen. Und eins ist sicher: Wir sind kampagnenfähig!