Kann Stress zu Diabetes führen?

Beim Essen arbeiten

Stress erhöht den Blutzuckerspiegel und kann eine Diabetes-Erkrankung verschlechtern. Möglicherweise löst anhaltende Überbelastung die Stoffwechselerkrankung sogar mit aus.

Stress, Überforderung und permanenter Zeitdruck sind für viele Menschen am Arbeitsplatz heutzutage Alltag – mit verheerenden Folgen. Denn anhaltende Überbelastung macht nicht nur psychisch krank, sondern schädigt auch die körperliche Gesundheit nachhaltig. Möglicherweise ist dauerhafter Stress am Arbeitsplatz sogar mitverantwortlich für die Entstehung eines Typ 2 Diabetes. Dies zumindest legt eine Untersuchung israelischer Wissenschaftler nahe.

Die Forscher von der Universität in Tel Aviv hatten insgesamt 677 berufstätige Männer und Frauen untersucht. Mit einem Fragebogen ermittelten die Wissenschaftler, ob bei den Studienteilnehmern ein sogenanntes „Burn-out Syndrom“ vorlag – ein chronisches Erschöpfungssyndrom, das durch übermäßige Belastung am Arbeitsplatz entsteht. Über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren überprüften die Wissenschaftler zudem, ob die Teilnehmer einen Typ 2 Diabetes entwickelten.

Das Ergebnis: Probanden, die unter einem Burn-out Syndrom litten, hatten ein gut 1,8-fach erhöhtes Risiko für Typ 2 Diabetes. Andere mögliche Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder Alkoholgenuss hatten die Forscher in dieser Berechnung bereits berücksichtigt. Bezogen die Forscher in ihre Berechnungen auch den Blutdruck mit ein, der nur von einer Teilgruppe der Probanden bekannt war, vervierfachte sich sogar das Risiko, an Diabetes zu erkranken.

Noch beweist das nicht, dass Stress tatsächlich Diabetes hervorruft. Dennoch – nicht nur viele Experten, auch viele Betroffene wissen, dass Stress zumindest die bestehende Erkrankung beeinflusst. Und das ist auch nicht verwunderlich, schaut man sich einmal an, was Stress im Körper auslöst: Er versetzt ihn in erhöhte Alarmbereitschaft: Die Durchblutung nimmt zu, das Herz schlägt schneller, die Muskeln werden angespannt. Zusätzlich werden Stresshormone ausgeschüttet, die dem Körper signalisieren: „Ich brauche Zucker!“ Dieser Zucker liefert Energie, der für die in Gefahr erforderlichen schnellen Reaktionen nötig ist. Wer also ständig unter Stress steht, treibt seinen Blutzuckerspiegel dauernd in die Höhe – nur logisch, dass „Diabetiker unter Strom“ mit schlechten Blutzuckerwerten kämpfen.

Für Diabetiker gilt deshalb ganz besonders: Versuchen Sie anhaltenden Stress so gut wie möglich zu vermeiden. Wer zum Beispiel Entspannungstechniken nutzt – allein oder in der Gruppe – kann Belastungen abbauen und dabei auch lernen, stressige Situationen zu vermeiden.

Quelle: 
Melamed S, Shirom A, Toker S, Shapira I (2006). Burnout and Risk of Type 2 Diabetes: A Prospective Study of Apparently Healthy Employed Persons. Psychosomatic Medicine 68(6): 863-9.

Stress ganz einfach bewältigen

Sobald Sie in Stress geraten, atmen Sie betont aus und lassen die Schultern locker nach unten fallen. Sie sollten das Gefühl haben, als hingen Ihre Arme wie zwei Sandsäcke an Ihnen hinunter. Üben Sie diese Reaktion immer wieder, bis sie in Stressmomenten ohne Nachzudenken abläuft.

Um sich immer wieder daran zu erinnern, schreiben Sie auf einen kleinen Zettel „Ausatmen und Schultern runter!“. Platzieren Sie diesen Zettel so, dass Sie ihn in Ihrem normalen Tagesablauf im Blickfeld haben. Die Notiz hilft Ihnen, Ihr Unterbewusstsein rasch auf die positive Reaktion zu programmieren.