Erste Hilfe bei Diabetes-Notfällen

Notarzt, Krankenwagen, Notfall
© Shutterstock

Menschen mit Diabetes können aufgrund ihrer Erkrankung und Therapie in eine Notlage geraten. Im Folgenden haben wir Informationen zu solche Notlagen und Handlungsempfehlungen zusammengetragen, wie Sie oder Ihre Angehörigen im Fall einer schweren Unterzuckerung, Überzuckerung oder Bewusstlosigkeit am besten reagieren.

Unabhängig vom Diabetestyp gilt: Ist der Stoffwechsel gut eingestellt, treten Notfallsituationen sehr selten auf. Trotzdem ist es wichtig, dass Menschen mit Diabetes und ihr näheres soziales Umfeld mögliche Anzeichen bestimmter Notallsituationen kennen, damit sie rasch Gegenmaßnahmen einleiten beziehungsweise den Rettungsdienst verständigen können.

Notfallsituationen mit Diabetes

Die häufigsten Notfallsituationen bei Menschen mit Diabetes sind:

Grundsätzlich können sich Menschen mit Diabetes in den meisten Fällen selbst helfen, wenn ihr Blutzucker den Normbereich verlässt. Bei zu hohen Werten spritzen sie Insulin, bei zu niedrigen Werten nehmen sie schnellwirksame Kohlenhydrate zu sich. Dennoch können sowohl sehr niedrige als auch sehr hohe Blutzuckerwerte zu Bewusstlosigkeit führen und lebensbedrohlich werden.

Das richtige Vorgehen

Wie man einer Person hilft, die sich in so einem Notfall nicht mehr selbst helfen kann, und Tipps für das richtige Vorgehen finden Sie hier: 

1. Ist die Person bei Bewusstsein?

Zunächst sollten Sie klären, ob die Person bei Bewusstsein und ansprechbar ist. Ist sie bewusstlos, sollten Sie umgehend die Notfall-Hotline 112 anrufen. In diesem Fall darf auf keinen Fall etwas in den Mund der bewusstlosen Person eingeflößt werden – es besteht die Gefahr, dass sie erstickt!

2. Handelt es sich um eine Unter- oder Überzuckerung?

WICHTIG: Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob eine Unterzuckerung oder eine Überzuckerung vorliegt, sollten Sie weder Insulin spritzen noch Glukagon zuführen. 

Wenn die betroffene Person ihren aktuellen Blutzuckerwert nicht benennen kann, aber bei Bewusstsein ist, sollte sie aufgefordert werden, ihren Blutzucker zu messen. Ist eine Insulinpumpe, ein Smartphone oder ein Lesegerät zu sehen, lässt sich gegebenenfalls auch dort der Blutzuckerwert ablesen. Helfer*innen mit entsprechendem Wissen können die Messung auch selbst durchführen, wenn ein Blutzuckermessgerät zur Verfügung steht. 

ACHTUNG: In Deutschland sind zwei Messsystem in Gebrauch, deren Werte sich deutlich unterscheiden: 20 mg/dl ist ein sehr niedriger Wert, 20 mmol/l ein recht hoher. Stellen Sie sicher, dass Sie die vorliegenden Informationen richtig interpretieren. 

  • Schwere Unterzuckerungen können bei unterschiedlichen Blutzuckerwerten auftreten und sind dadurch definiert, dass sich der/die Betroffene nicht mehr selbst helfen kann. Generell spricht man bei Werten unter 70 mg/dl bzw. 3,9 mmol/l von einer Unterzuckerung, bei unter 40 mg/dl von einer schweren Unterzuckerung. Unterhalb eines bestimmten Wertes kann das Messgerät auch „LOW“ anzeigen. Typische Symptome einer Unterzuckerung sind Schwitzen, Zittern, Unruhe, Gesichtsblässe.
  • Schwere Überzuckerungen können ab einem Blutzuckerwert von 250 mg/dl bzw. 13,9 mmol/l auftreten, wobei auch Werte über 1.000 mg/dl bzw. 55,5 mmol/l möglich sind. Einige Blutzuckermessgeräte zeigen bei stark erhöhten Werten „HI“ (für „HIGH“) an. Typische Symptome einer Überzuckerung sind Müdigkeit, starker Durst, erhöhter Harndrang, Übelkeit, vertiefte Atmung. 
  • Riecht der Atem leicht süßlich und erbricht sich der Betroffene, kann es sich um eine lebensbedrohliche Ketoazidose handeln. Diese Stoffwechselstörung tritt vor allem bei Typ-1-Diabetes auf, kann aber bei bestimmten Medikamenten auch bei Typ-2-Diabetes vorkommen.

3. Sofort-Maßnahmen ergreifen

  • Bei Schläfrigkeit oder Bewusstlosigkeit die Notfall-Hotline 112 verständigen.
  • Bei Unter- oder Überzuckerung sind zudem weitere spezifische Maßnahmen zu ergreifen. 

 

Text: Susanne Löw