Diabetes und Infekte

Ein Mann niest in ein Taschentuch
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Zwischen Diabetes mellitus und Infektionskrankheiten besteht gleich auf mehreren Ebenen eine Wechselwirkung. Zum einen gelten bestimmte Infekte als mögliche Auslöser für Typ-1-Diabetes, während andere im Verdacht stehen, eine Stoffwechselentgleisung bei Typ-2-Diabetes oder Prädiabetes zu fördern. Auf der anderen Seite kann ein akuter Infekt die Blutzuckereinstellung bei einem bereits bestehenden Diabetes ebenfalls beeinflussen. In diesen Fällen muss eine individuelle Anpassung der Therapie erfolgen.

Infektionen als Auslöser für Typ-1-Diabetes 

Bei einer Infektion muss der Körper gegen Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten kämpfen. Studien zeigen: Das Risiko, einen Typ-1-Diabetes zu entwickeln, ist nach bestimmten Infektionskrankheiten erhöht. Dabei gibt es gleich mehrere Viren, die in Verbindung mit diesem Risiko gebracht werden, wobei die Kausalität teils noch nicht abschließend geklärt ist. Zu diesen Viren gehören Mumps-, Röteln-, Influenza-, Hepatitis-A-, Hepatitis-C-, Entero-, Rota-, Herpes-, Varizella-Zoster-, humanes Herpes-, Epstein-Barr- sowie möglichweise auch Coronaviren SARS-CoV-2. Zudem werden Atemwegsinfektionen in den ersten sechs Lebensmonaten mit einem höheren Risiko für Typ-1-Diabetes assoziiert.

Infektionen bei bestehendem Diabetes

Wer bereits einen Typ-1- oder Typ-2-Diabetes hat, hat generell ein leicht höheres Risiko, Infektionskrankheiten zu bekommen oder auch schwere Verläufe zu erleben, besonders bei erhöhten Glukosewerten. Das Risiko für einen entzündeten Zahnhalteapparat (Parodontitis) ist bei Menschen mit Diabetes beispielsweise dreifach erhöht. Schwere Verläufe von Grippe- und Atemwegserkrankungen oder Infektionen mit Covid-19 sind ebenfalls mit Diabetes assoziiert, daher wird Menschen mit Diabetes auch zu entsprechenden Impfungen geraten. Das gilt vor allem dann, wenn die Blutzuckerwerte dauerhaft erhöht sind – denn das bedeutet ein geschwächtes Immunsystem sowie Veränderungen in den Geweben, der Haut, den Nerven und beim Blutfluss, die ebenfalls das Risiko für Infektionen erhöhen. Auch das Risiko für Harnwegsinfekte ist bei dauerhaft erhöhten Glukosewerten erhöht.

Gleichzeitig können Infektionskrankheiten aber auch wiederum den Blutzucker beeinflussen. Wenn Menschen mit Diabetes einen Infekt haben, müssen sie daher ihren Blutzucker engmaschiger kontrollieren und ihre Medikation gegebenenfalls anpassen, falls nötig auch in Absprache mit dem behandelnden Diabetes-Team. 

Konkret kann der Blutzuckerwerte aufgrund des hochgefahrenen Immunsystems bei Grippe, Fieber Magen-Darm-Infekten & Co stark schwanken – denn dabei wird auch Adrenalin ausgeschüttet, das wiederum die Ausschüttung von Zucker (Glukose) aus der Leber auslösen kann, sodass der Blutzucker steigt und eine Überzuckerung (Hyperglykämie) drohen kann. Aber auch eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) ist möglich, wenn etwa bei Erbrechen oder Durchfall Kohlenhydrate verloren gehen. Ferner können auch Wechselwirkungen zwischen Medikamenten wie Antibiotika und den Diabetes-Medikamenten auftreten.

Was kann man im Fall von Infekten tun?

Die Blutzuckerwerte können bei einem Infekt besonders stark schwanken. Fieber erhöht zum Beispiel den Insulinbedarf. Bei schweren Infekten kann es für Menschen mit Typ-2-Diabetes daher notwendig werden, von Tabletten vorübergehend auf Insulin umzusteigen. Eine bereits bestehende Insulintherapie muss hingegen bei einem Infekt oft akut und bedarfsgerecht angepasst werden. Wie viel Insulin dann zusätzlich gespritzt werden muss, hängt vom Einzelfall ab. Wichtig: Steigt der Blutzucker über 250 mg/dl (13,9 mmol/l), sollte man einen Blut- oder Urintest auf Aceton (Ketonkörper) durchführen, da eine Ketoazidose drohen kann, besonders bei Typ-1-Diabetes. Bei Fieber ohne Durchfall oder Erbrechen sollte bei einer Intensivierten Insulintherapie (ICT) oder Pumpentherapie die Menge des Basal- und Mahlzeiteninsulins pro Grad Fieber über 37,5 Grad Celsius um 10-20% erhöht werden, so die Empfehlung. Zusätzlich kann Korrekturinsulin notwendig werden. 

Bei Durchfall oder Erbrechen braucht der Körper eventuell weniger Insulin, sodass eine Verringerung des Basalinsulins sinnvoll sein kann. Aber Achtung: Auch bei einer Infektion darf Insulin nie ganz weggelassen werden. Wer weder feste noch flüssige Nahrung bei sich behalten kann, einen zu hohen Blutzuckerspiegel oder Ketonkörper im Urin hat, sollte ein Krankenhaus aufsuchen. Ärztliche Hilfe ist auch gefragt, wenn niedrige Blutzuckerwerte nicht mehr mit kohlenhydratreichen Nahrungsmitteln oder Getränken behandelt werden können. 

Um Infekten soweit wie möglich vorzubeugen, können Sie auf einiges achten: regelmäßiges Händewaschen, Vermeiden von Menschenmassen auf engem Raum und Kontakt zu Personen mit Atemwegsinfektionen, mehrmals tägliches Lüften, ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, ausreichend Schlaf, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und das Einhalten von Hygienemaßnahmen beim Blutzuckermessen sowie Spritzen. Auch mit Impfungen können sich Menschen mit Diabetes vor schweren Infektionsverläufen schützen.


Quellen: diabinfo

Text: Susanne Löw