Ist COVID-19 neuer Entstehungsfaktor für Diabetes mellitus?

Diabetes-Risiko-Test und Checkup 35 zur frühen Typ-2-Diagnose nutzen

Coronavirus - COVID-19
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Berlin

Seit Beginn der Corona-Pandemie erforschen Wissenschaftler weltweit die unmittelbaren gesundheitlichen Auswirkungen, aber auch mögliche Spätfolgen einer durch das SARS-Cov-2-Virus ausgelösten COVID-19-Erkrankung. Dabei diskutieren sie auch Wechselbeziehungen des Virus mit anderen Erkrankungen. Menschen mit Diabetes Typ 1 oder 2 haben bei instabiler Stoffwechsellage ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf bei COVID-19. Nun gibt es Hinweise darauf, dass eine SARS-Cov-2-Infektion umgekehrt schwere Stoffwechselentgleisungen und möglicherweise auch einen Diabetes verursachen kann. Unklar ist bislang, um welchen Diabetes-Typ es sich dabei genau handelt und ob Betroffene eventuell bereits vorher unerkannt an Diabetes erkrankt waren. diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe weist darauf hin, dass es hierzulande nach wie vor eine hohe Dunkelziffer an Menschen mit bislang nicht diagnostiziertem Typ-2-Diabetes gibt. Die gemeinnützige Organisation empfiehlt den Diabetes-Risiko-Test sowie die Checkup-35-Untersuchung beim Hausarzt zur frühen Feststellung und Therapie der eventuell bestehenden Stoffwechselerkrankung. Dies trage auch zur Vorbeugung von schweren COVID-19-Verläufen bei.

Die Erkrankung COVID-19 greift neben Lunge und Nieren das Herz-Kreislaufsystem und zahlreiche weitere Organe im Körper an. Auch Stoffwechselentgleisungen können bei bislang stoffwechselgesunden Menschen während einer schwer verlaufenden Virusinfektion vorkommen. Ob sich daraus ein Diabetes manifestieren kann, ist Gegenstand eines aktuellen internationalen Forschungsprojekts: Ausgehend von Francesco Rubino vom King's College London hat ein 17-köpfiges Wissenschaftlerteam aus neun Ländern nun das Patientenregister CoviDIAB geschaffen, um anhand der im Zusammenhang mit COVID-19 erfassten Fälle mehr über den aufgetretenen Diabetes-Typ  nach überstandener COVID-19-Erkrankung zu erfahren. 

„Eine der dabei aufzuwerfenden Fragen ist, ob manche der Betroffenen eventuell bereits vorher unerkannt an Diabetes Typ 2 erkrankt gewesen sein könnten“, sagt Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und niedergelassener Diabetologe aus Hamburg-Bergedorf: „Allein in Deutschland ist von einer Dunkelziffer von mindestens zwei Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes auszugehen.“ Denn eine Insulinresistenz und ein erhöhter Glukosespiegel verursachen lange Zeit keine Beschwerden. Die Erkrankung wird oft erst diagnostiziert, wenn bereits Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall eingetreten sind. Dann besteht der Diabetes durchschnittlich bereits acht bis zehn Jahre. „Mit Hilfe des vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) entwickelten Diabetes-Risiko-Tests kann jeder sein persönliches Risiko ermitteln, innerhalb der nächsten fünf Jahre einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln“, erklärt Dr. Kröger. Menschen mit einem hohen Risiko rät er, eine möglicherweise bereits bestehende Diabetes-Erkrankung im Rahmen der Checkup-35-Untersuchung beim Hausarzt abklären zu lassen. „Dann kann eine sofortige Therapie den Stoffwechsel stabilisieren, was wiederum einem schweren COVID-19-Verlauf vorbeugt“, betont der Diabetologe.