„Und dann sagt der Taxifahrer: Ihr Corona-Test ist positiv!“

Interview mit Hans-Jürgen Olejniczak (79), dialysepflichtiger Diabetes Typ-2-Patient, COVID 19 genesen
Hans-Jürgen Olejniczak (79)

Herr Olejniczak, seit wann haben Sie Typ-2-Diabetes?

Diabetes wurde bei mir 2012 festgestellt, als ich mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Womöglich hatte ich den Diabetes schon Jahre vorher, man merkt ihn ja nicht. Aber ich muss zum Glück kein Insulin spritzen. Da ich dreimal die Woche zur Dialyse muss, wird mein Blutzucker ständig kontrolliert.

Im März sind Sie positiv auf COVID-19 getestet worden. Wie haben sich die Symptome bemerkbar gemacht?

Das fing ganz harmlos an. Es ging mir nicht gut und ich dachte, ich würde einen grippalen Infekt haben. An dem Tag war ich im Dialysezentrum, dort schon vorsichtshalber in einem Extra-Quarantäneraum untergebracht, nachdem ich meinem behandelnden Arzt erzählt hatte, dass bei uns im Seniorenzentrum eine Frau, die immer mal für ein Unterhaltungsprogramm vorbeikommt, positiv auf Corona getestet wurde. Ich fand die Maßnahme etwas übertrieben, da ich wenig Kontakt zu der besagten Dame hatte. Man hat dann bei mir einen Rachen-Abstich gemacht, der negativ war, und mich auch bei den folgenden Dialysebehandlungen isoliert. Am 27.03.2020 fieberte ich während der Dialyse auf und wurde zunächst ins Krankenhaus eingewiesen. Dort wurde ein erneuter Abstrich abgenommen, da ich mich jedoch wohl fühlte, durfte ich wieder nach Hause fahren.

Wann und wie haben Sie dann von Ihrer Diagnose erfahren?

Auf der Rückfahrt vom Krankenhaus saß ich gerade im Taxi nach Hause, als der Taxifahrer einen Anruf vom Krankenhaus bekam. Da dreht er sich um und sagt: Ihr Corona-Test ist positiv. Das kann man sich nicht ausdenken…

Wie ging es dann weiter?

Mein Appartement kam unter Quarantäne, Helfer und Pfleger betraten es nur noch in Schutzkleidung mit Maske und Brille, das hatte ein bisschen was von Science-Fiction. In meinem Dialysezentrum wurde ich für 3 Wochen isoliert, die Schwestern trugen ebenfalls Schutzkleidung, bis dann 2 Abstriche negativ waren und ich wieder im normalen Zimmer behandelt wurde. Allerdings nahm ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, dann im Seniorenheim, bei mir noch einen Abstrich ab. Am nächsten Tag war ein Schreiben vom Gesundheitsamt da, das die Schwester, die gerade bei mir im Raum war, öffnete und vorlas, ich sei schwach positiv. Mein Appartement kam erneut unter Quarantäne, und in der Dialyse wurde ich nochmals isoliert behandelt. Der nächste Abstrich war wieder negativ und ich wurde als geheilt eingestuft.

Wie äußerte sich COVID-19 bei Ihnen konkret?

Ich hatte eine einzige Nacht hohes Fieber, ansonsten über 4 – 5 Tage ein extremes Unwohlsein und keinen Appetit. Es fühlte sich eher an wie eine leichte Grippe. Ich fühlte mich überhaupt nicht betroffen und hatte irgendwie gar nicht das Gefühl, infiziert zu sein.

Zu diesem Zeitpunkt gab es schon die furchtbaren Bilder aus Bergamo/Italien. Hatten Sie nach der Diagnose keine Angst um Ihr Leben?

Nein. Wenn man so viele Krankheiten hat wie ich –neben den kaputten Nieren, dem Bluthochdruck, dem Schlaganfall mit Lähmungen und Taubheit, u.a. auch Prostata- und Blasenkrebs – versucht man mit den Krankheiten zu leben, sich zu arrangieren. Da dachte ich, na gut, nun halt COVID-19. Ich bin kein depressiver Mensch.

Und wie hat es Ihre Familie aufgenommen?

Mein Sohn und meine Tochter wirkten sehr besonnen. Ich durfte sie sowieso in der Corona-Zeit in einem extra eingerichteten Zelt vor dem Seniorenheim immer nur mal eine halbe Stunde sehen. Meine Enkelin habe ich seit März nicht mehr gesehen, das ist natürlich traurig.

Womit haben Sie sich denn beschäftigt, als Sie in Quarantäne waren?

Wenn Sie 3 x die Woche von 6.30 Uhr bis 14.00 Uhr zur Dialyse müssen, also vom Quarantänezimmer in den Quarantänebus und zurück ins Quarantäneappartement, dann ist das so oder so dermaßen anstrengend, dass ich die wenige Zeit mit Lesen, Telefonaten, Schreiben oder Fernsehen verbracht habe, genau wie sonst auch.

Sind nach Ihrer Genesung von COVID-19 irgendwelche Folgeschäden geblieben?

Nein, gar nicht, ich bin noch ein paar Mal getestet worden, alles negativ. Da habe ich wohl Glück im Unglück gehabt.

Herr Olejniczak, dann wünschen wir Ihnen weiterhin bestmögliche Gesundheit, damit sie Ihren bevorstehenden 80. Geburtstag im November gebührend feiern können.

Das Interview führte Nicole Mattig-Fabian

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