Trauben

Grüne, rote und blaue Weintrauben auf einem Weinblatt
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„Weintrauben sind doch viel zu süß und reich an Taubenzucker. Deshalb sind sie für Menschen mit Diabetes nicht geeignet.“ Dieser (Fehl-)Einschätzung begegnen Menschen mit Diabetes immer wieder. Wahr ist, dass Tafeltrauben sehr zucker- und damit kohlenhydratreich sind. Falsch ist, dass Menschen mit Diabetes sie nicht essen dürfen. Doch es macht Sinn, das süße Beerenobst einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Besucht man eine Gemäldeausstellung alter Meister, finden sich auf den Bildern häufig Trauben, ob als Stillleben oder in Alltagsszenen. Kein Wunder, denn sie gehören seit über 8.000 Jahren zu den süßen Früchten, die Menschen einfach gerne essen. Das ist auch heute noch so: Tafeltrauben sind neben Äpfeln und Bananen das Lieblingsobst der Deutschen. Rund 5 kg isst jede Einwohnerin und jeder Einwohner der Bundesrepublik im Jahr. Doch im Hinblick auf den Diabetes werden sie kritisch betrachtet: Zu süß und zu kalorienreich sind sie, heißt es. Im Vergleich zu sämtlichen anderen Beerenfrüchten sind rote, weiße, gelbe und pinkfarbene Tafeltrauben tatsächlich die Beeren mit dem höchsten Gehalt an Trauben- und Fruchtzucker und damit auch an Kalorien.

Kleine Mengen sind bei Diabetes möglich

Menschen mit Diabetes müssen jedoch auf den Genuss nicht komplett verzichten. Allerdings fällt die Menge pro BE und KE bei Trauben übersichtlich aus. Rund sieben mittelgroße Trauben (80 g) sind für eine BE oder sechs mittelgroße Trauben (65 g) für eine KE möglich.

Die Verlockung, immer weiter zu naschen ist groß, denn die süßen Früchte schmecken vielen Menschen besonders gut. Damit die Blutzuckerwerte nach dem Genuss von Tafeltrauben nicht extrem ansteigen, empfiehlt es sich, die Menge für eine oder zwei BE oder KE abzuwiegen und den Rest der Früchte zurück in den Kühlschrak zu legen. Das hilft, nicht unnötig zu viel davon zu essen.

Auch im Hinblick auf ihre Energie, sind Trauben kalorienreicher als alle anderen Beerenfrüchte. Rund zehn bis zwölf Trauben (100 g) liefern 70 kcal, überwiegend aus Trauben- und Fruchtzucker. Der Nährwertunterschied zwischen blauen/roten und grünen/weißen Trauben ist dabei minimal und liegt bei 1 g Kohlenhydrate pro 100 g (grüne/weiße: 16 g KH/100 g, rote/blaue 15 g KH/100 g).

Dazu gibt es kleine Mengen an Ballaststoffen, Folsäure, Selen, Vitamin A, Vitamin E, B-Vitamine, Kalium und Eisen. Vitalstoffe sind in Tafeltrauben allerdings in kleineren Mengen enthalten, im Vergleich zu Beeren- oder Zitrusfrüchten. Dazu gesellen sich sekundäre Pflanzenstoffe, die zum Beispiel für die Farbe der Trauben verantwortlich sind.

Essen Sie unbedingt Trauben mit Kernen

Wenn schon Tafeltrauben, dann am besten solche mit Kernen. Mittlerweile sind sie in vielen Sorten herausgezüchtet. Das macht den Genuss der Trauben vielleicht einfacher, für die Gesundheit ist dies weniger sinnvoll. Denn gerade in den Kernen stecken viele gesunde Stoffe für den Körper. Sie enthalten den natürlichen, sekundären Pflanzenstoff OPC (Oligomere Procyanidine). Er besitzt antioxidative, gefäßschützende und entzündungshemmende Wirkungen. Wichtig ist zudem, dass die Kerne zerbissen werden, damit sich die Wirkstoffe entfalten können und nicht unverdaut einfach wieder mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden. 

Weißer Schleier bedeutet Frische

Am besten schmecken knackige Tafeltrauben frisch. Sie eignen sich aber auch als Zutat im Müsli, in Muffins, pikanten Salaten oder als Bestrandteil von Sauerkraut oder Saucen zu Fleisch, Wild und Geflügel. Auch hier macht es Sinn, die Mengen vorab zu wiegen und entsprechend ihrer Kohlenhydrat-Menge zu berücksichtigen.

Achten Sie beim Kauf darauf, dass die einzelnen Früchte knackig und fest sind. Stielansätze und Strunk sollten grün und ebenfalls frisch und nicht schlaff sein. Haben Trauben einen weißen Schleier, der als Duftfilm bezeichnet wird, ist dies ein Frischemerkmal und schützt sie vor dem Austrocknen.

Bewahren Sie Trauben im Gemüsefach des Kühlschranks auf, dort bleiben sie im Schnitt eine Woche frisch. Übrigens: Trauben für die Weingewinnung heißen Keltertrauben. Sie haben dickere Schalen und dünnere Früchte im Vergleich zu den im Handel angebotenen, essbaren Tafeltrauben.

Laub und Kerne für Kosmetik

Wussten Sie, dass Kerne, Schalen und sogar das Laub der Trauben für Kosmetikprodukte verwendet werden? Neben Öl, Cremes und Seren sind Peelings aus zerstoßenen Traubenkernen Bestandteil in der sogenannten Vinotherapie. Das in Weinranken enthaltene Viniferin soll zum Beispiel gegen Pigmentflecken helfen.

Traubenkernöl, welches auch in der Küche Verwendung findet, eignet sich auch zur Hautpflege. Allerdings ist es recht teuer, ähnlich wie Rosenöl. Zur Gewinnung von einem Liter kaltgepresstem Traubenkernöl werden 2.000 kg Weintrauben und daraus 50 kg Traubenkerne verbraucht. Schon im Mittelalter wurde Traubenkernöl bei kleinen Wunden und empfindlicher oder trockener Haut erfolgreich eingesetzt.

 

Ernährungswissenschaftliche Expertise: Kirsten Metternich von Wolff