Nephropathie (diabetische)

Die diabetische Nephropathie ist heute in Deutschland die häufigste Ursache für chronisches Nierenversagen. Sie ist einer der häufigsten Diabetes-Komplikationen, die etwa 40 % bis 50 % aller Patienten mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes im Verlauf ihrer Erkrankung entwickeln. Im fortgeschrittenen Stadium kann sie ohne Nierenersatztherapie zum Tod führen. Viele Menschen mit Diabetes nehmen die regelmäßigen, jährlichen Vorsorgeuntersuchungen (Typ 1: ab fünf Jahre nach Beginn der Erkrankung, Typ 2: ab Diagnose) nicht in Anspruch. Diese sind jedoch sehr wichtig, da Nierenerkrankungen zunächst unbemerkt verlaufen.
 
Aufgabe der Nieren ist es, unser Blut zu filtern. Dabei werden sehr kleine Stoffe wie Salze, Harnstoff oder Schadstoffrückstände über den Urin ausgeschieden, größere Stoffe wie Eiweiße bleiben jedoch im Körper. Bei einer diabetesbedingten Nierenerkrankung kommt es durch den hohen Zuckergehalt im Blut zu einer Schädigung der kleinsten Blutgefäße in den Nieren. Die Gefäßwände werden durchlässig, wodurch auch Eiweiß über den Urin ausgeschieden wird. Die diabetesbedingten Veränderungen führen dazu, dass sich die Durchblutung sowie auch die Funktion der Niere verschlechtern (eine sogenannte „Niereninsuffizienz“).
 
Um eine sich entwickelnde Nephropathie frühzeitig zu erkennen, werden zum einen die Albumin-Konzentration im Urin gemessen und zum anderen die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (estimated Glomerular Filtration Rate, eGFR). Diese Tests können zunehmend auch von Hausarztpraxen durchgeführt werden. Diese Werte dienen nicht nur zur leitliniengerechten Diagnose eines diabetesbedingten Nierenschadens, sondern auch einer Risikoabschätzung für weitere Begleiterkrankungen des Diabetes (v.a. Erkrankungen von Herz und Augen). Durch eine konsequente Kontrolle von Blutzucker und Blutdruck kann das Fortschreiten der Erkrankung verzögert werden. In einem frühen Stadium können erste Veränderungen sogar zum Teil langfristig wieder rückgängig gemacht werden. Bei Fortschreiten der Krankheit kann es zu einem Nierenversagen kommen, das eine Dialyse (also eine „Blutwäsche“) oder eine Nierentransplantation notwendig macht.
 
Zur Behandlung der diabetischen Nephropathie gibt es neue Leitlinien, bei denen vor allem Empfehlungen zur Lebensführung im Fokus stehen: So sollten Betroffene unbedingt das Rauchen aufgeben, sich ausreichend bewegen sowie die Ernährung umstellen, wobei besonders eine Reduzierung der Eiweißzufuhr und Salzaufnahme empfohlen wird. Da das nicht einfach umzusetzen ist, sollte hier eine gute und fachlich fundierte Ernährungsberatung erfolgen. Zudem wurden auch die Vorteile einer strukturierten Schulung sowie, sofern möglich, einer interdisziplinären Behandlung herausgestellt. Außerdem gibt es nun auch erweiterte Möglichkeiten zur medikamentösen Behandlung, so dass bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und eingeschränkter Nierenfunktion bis zu einem bestimmten Grenzwert auch SGLT-2-Hemmer oder GLP-1-Agonisten eingesetzt werden können. Neuere Studiendaten belegen, dass SGLT-2-Hemmer das Fortschreiten einer Nierenfunktionsstörung verzögern können.
 
Mehr zum Thema diabetesbedingte Nierenerkrankungen und besonders zum Thema, wie die neuen Leitlinien die Behandlung verändern, erfahren Sie in diesem Video, das unser Experte Dr. Bertil Oser im Rahmen des Weltdiabetestags 2021 aufgenommen hat.
 
Bitte beachten Sie: Diese Informationen können keine ärztliche Beratung ersetzen und sind nicht als Empfehlung für oder gegen eine Therapie gemeint. Bitte besprechen Sie Ihre individuelle Therapie mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt.