Retinopathie (diabetische)

Die diabetische Retinopathie ist eine häufige mikrovaskuläre Komplikation des Diabetes. Diese gefürchtete Folgeerkrankung, bei der die Netzhaut (Retina) geschädigt ist, tritt bei 25 % bis 27 % aller Menschen mit Typ-1-Diabetes und bei 9 % bis 16 % allen Menschen mit Typ-2-Diabetes im Laufe ihres Lebens auf. Gerade bei Typ-2-Diabetes liegt oft bereits bei Diagnose eine Schädigung der Augen vor.
 
Gemeinsam mit der diabetischen Makulopathie (einer Augenerkrankung an der Netzhautstelle des schärfsten Sehens) gehört die diabetische Retinopathie zu den häufigsten Augenschäden bei Menschen mit Diabetes. Beide Erkrankungen verlaufen lange Zeit symptomlos, können aber im fortgeschrittenen Stadium zur Sehverschlechterung bis zur Erblindung führen. Deshalb ist es wichtig, dass auch ohne bemerkbare Symptome regelmäßige augenärztliche Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden. Zu den Risikofaktoren für eine diabetische Retinopathie gehören eine lange Diabetesdauer, ein erhöhter HbA1c, Bluthochdruck sowie eine Nierenschädigung. Doch fast die Hälfte der Betroffenen nehmen aus unterschiedlichen Gründen nicht am leitliniengerechten Screening teil. Die Empfehlung, wie oft eine solche augenärztliche Untersuchung stattfinden soll, variieren. Sie können sie hier nachlesen.
 
Durch die Untersuchung durch den Augenarzt oder die Augenärztin können frühzeitig Veränderungen an den Augen festgestellt werden. Das ist wichtig, denn die Betroffenen bemerken solche Veränderungen erst, wenn die Augenschäden schon fortgeschritten sind. Anzeigen wie ein verschwommenes, unscharfes Sehen sowie dunkle Flecken oder rote Schleier im Gesichtsfeld sind ein Alarmzeichen, dass Netzhautschäden im fortgeschrittenen Stadium vorliegen könnten. Diese sollten unbedingt augenärztlich abgeklärt werden. Je nach Stadium der Retinopathie und genauem augenärztlichen Befund erfolgt die Behandlung durch Laserkoagulation, Entfernung des Glaskörpers (Vitrektomie) oder die Gabe von Medikamenten direkt in den Glaskörper.
 
Wenn bereits eine Retinopathie vorliegt, verschlechtert sich diese oft, wenn die Blutzuckerwerte sehr schnell und drastisch gesenkt werden. Vor einer Therapieänderung (neue Medikamente, bariatrische Chirurgie) und in der Schwangerschaft kann daher eine augenärztliche Untersuchung sinnvoll sein. Während eine normnahe Blutzuckereinstellung zur Prävention der diabetischen Retinopathie beitragen kann, verhindert diese bei einer fortgeschrittenen Retinopathie die weitere Verschlechterung nicht. Wichtig ist zudem die Blutdruckeinstellung, vor allem wenn bereits eine fortschreitende (progrediente) und wuchernde (proliferative) Retinopathie vorliegt.
 
Eine diabetische Retinopathie geht außerdem oft einher mit anderen Folgeerkrankungen des Diabetes: So ist bei einem frühen Auftreten einer Retinopathie das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen mehr als verdoppelt. Eine gleichzeitig auftretende Nephropathie, also eine Nierenschädigung, kann der Verlauf der Retinopathie sehr ungünstig beeinflussen. Wichtig ist daher der engmaschige Austausch zwischen den ärztlichen Fachdisziplinen.
 
Mehr zum Thema diabetesbedingte Augenerkrankungen erfahren Sie in diesem Video, das unser Experte Prof. Dr. Hans-Peter Hammes im Rahmen des Weltdiabetestags 2021 aufgenommen hat.
 
Bitte beachten Sie: Diese Informationen können keine ärztliche Beratung ersetzen und sind nicht als Empfehlung für oder gegen eine Therapie gemeint. Bitte besprechen Sie Ihre individuelle Therapie mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt.