Corona-Infektion zu Hause auskurieren: Was Sie beachten sollten

Masken und Desinfektionsmittel
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Derzeit infizieren sich jeden Tag in Deutschland 200.000 Menschen und mehr mit dem Coronavirus. Die meisten dieser Infektionen verlaufen mild, auch weil ein zunehmend großer Teil der Bevölkerung doppelt geimpft oder sogar geboostert ist. Doch es gibt auch weiterhin schwere Verläufe von COVID-19, die einen Aufenthalt im Krankenhaus oder sogar auf der Intensivstation notwendig machen. Eine instabile Stoffwechseleinstellung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas sowie ein fortgeschrittenes Lebensalter gehören hier zu den Risikofaktoren. 

Im Folgenden möchten wir Ihnen einige Tipps geben, was Menschen mit Diabetes beachten sollten, wenn sie ihre COVID-19-Erkrankungen zu Hause auskurieren, und was Alarmsignale sind, dass sie sich in ärztliche Betreuung begeben sollten. 

Erkältungssymptome und/oder positiver Test?

Erst einmal ist wichtig, dass Sie Ruhe bewahren. Die meisten Verläufe der derzeit dominierenden Omikron-Variante sind mild. Mit großer Wahrscheinlichkeit merken Sie gar nichts von Ihrer Infektion oder Sie haben leichte Symptome wie erhöhte Temperatur, Halsschmerzen oder, v.a. bei der Delta-Variante, Husten. In diesem Fall stehen ganz praktische Fragen im Vordergrund: Haben Sie ausreichend Lebensmittel für die Isolationszeit? Haben Sie alle Medikamente im Haus, die Sie brauchen, sowohl zur Behandlung von Erkältungssymptomen wie Kopfschmerztabletten als auch zur Versorgung Ihres Diabetes? Liefert die örtliche Apotheke? Wer kann Sie unterstützen und z.B. für Sie einkaufen gehen?

Dann sollten Sie Kontakt zu Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin aufnehmen, damit Sie die Lage kurz erörtern können, entweder am Telefon oder – falls Ihr Hausarzt das anbietet – in einer Infektionssprechstunde. Außerdem informieren Sie bitte FreundInnen und Familie, damit diese ein bisschen mit aufpassen, ob Sie vielleicht kurzatmig klingen, und sich einmal täglich nach Ihrem Wohlbefinden erkundigen. Und auch wenn sich das Gesundheitsamt derzeit oft gar nicht mehr oder erst sehr spät meldet: Informieren Sie alle Menschen, die Sie in den letzten Tagen getroffen haben, über Ihre Infektion, damit diese sich testen lassen können. 

Was die Diabetes-Therapie angeht, können Sie hier erst mal verfahren wie bei jeder anderen Infektionskrankheit. Führen Sie Ihre Therapie zunächst wie gewohnt weiter. Wenn Sie Insulin zur Therapie einsetzen, dann passen Sie Ihre Insulingaben nach Bedarf an, denn durch die Infektion brauchen Sie möglichweise mehr Insulin als gewöhnlich. Sofern Sie ein CGM nutzen, können Sie auch die Follower-Funktion nutzen, damit noch jemand einen Blick auf Ihren Glukoseverlauf hat und bei ungewöhnlich hohen oder niedrigen Werten reagieren kann. Bei hohem Fieber sollten Menschen mit Typ-2-Diabetes und einer Therapie mit Metformin oder SGLT-2 Hemmern mit dem Hausarzt besprechen, ob diese Medikamente während des Fiebers pausiert werden sollen und welche Alternativen es für die Überbrückung gibt.

Mögliche Warnsignale

Auch wenn schwere Verläufe heute seltener sind als zu Beginn der Pandemie, gibt es natürlich nach wie vor Fälle, die eine Krankenhauseinweisung notwendig machen. Zu den Warnzeichen dafür, dass ein Verlauf nicht milde ist, gehören ein subjektives Gefühl von Atemnot, starke Abgeschlagenheit und hohes Fieber sowie eine abfallende Sauerstoffsättigung im Blut (sofern Sie ein Pulsoximeter besitzen, mit dem Sie diese zu Hause messen können). Wenn Sie also kaum noch aus dem Bett hochkommen, andauernd husten oder auch um Luft ringen und über Stunden einen sehr hohen Puls haben, ist der Zeitpunkt erreicht, wo Sie einen Arzt oder eine Ärztin rufen sollten. Das gilt besonders für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. 

Wichtig zu wissen: Während sich andere Atemwegserkrankungen häufig nach ein paar Tagen bessern, kann sich das Befinden bei COVID-19 nach ca. einer Woche noch mal deutlich verschlechtern. In diesem Fall sollte ein Arzt oder Ärztin bei Ihnen vorbeikommen, der/die dann entscheiden kann, welche Medikamente Ihnen helfen könnten oder ob ein Krankenhausaufenthalt notwendig wird. Falls Ihr Hausarzt keine Hausbesuche macht, rufen Sie bitte den notärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117 an.

Wann ist ein Krankenhaus-Aufenthalt notwendig?

Nur ein Arzt oder eine Ärztin kann entscheiden, ob eine Krankenhaus-Einweisung notwendig ist oder nicht. Wenn Sie also bei sich bestimmte Alarmsignale (siehe oben) bemerken, sollten Sie nicht zögern, den Hausarzt oder die ärztliche Bereitschaft unter 116 117 anzurufen, vor allem wenn Sie alleine leben. 

Leider sind Arztpraxen und die ärztliche Bereitschaft derzeit oft überlastet. Wenn es Ihnen also schlecht geht und Sie niemanden erreichen, zögern Sie bitte nicht, unter 112 einen Rettungswagen zu rufen. Für den Fall, dass der Rettungswagen Sie ins Krankenhaus bringt, sollten Sie vorsorgen: Legen Sie Ihren Bademantel, Medikationsplan, Medikamente und Hilfsmittel für die Diabetes-Therapie sowie für weitere Erkrankungen, Krankenkassenkarte sowie ein wenig Bargeld bereit, so dass sie diese Dinge nicht erst zusammensuchen müssen, während das Rettungsteam wartet. 

Im Krankenhaus werden Sie vermutlich erst mal ein paar Tage Sauerstoff bekommen, was Ihnen das Atmen erleichtert. Oftmals reicht das schon aus, um Ihren Gesundheitszustand ausreichend zu stabilisieren. Eine Verlegung auf die Intensivstation ist zum Glück nur selten notwendig. Wenn die aber angeordnet werden sollte, dann ist das auf jedem Fall zu Ihrem Besten.

WICHTIG: Weisen Sie bitte alle Ärzte und Ärztinnen, die mit Ihrer medizinischen Vorgeschichte nicht vertraut sind, auf Ihre Diabetes-Erkrankung hin. So kann das betreuende medizinische Team auch dafür sorgen, dass Ihr Blutzucker engmaschig überwacht wird. Je nachdem, ob es im Krankenhaus, wo Sie behandelt werden, eine diabetologische Abteilung gibt, kann es sinnvoll sind, dass diese einbezogen wird. Das gilt besonders, falls die beste weitere Behandlung des Diabetes während der Therapie der COVID-19-Infektion unklar ist.