Erlebnisbericht zum Ironman Hawai'i 2016 von Steffen Schmelzle

Steffen Schmelzle beim Ironman Hawaii 2016
© Privat
Steffen Schmelzle, Triathlet und Typ-1-Diabetiker

Aloha zusammen!

Nachdem es mir im Juli 2016 gelungen ist, mich in Zürich für die IRONMAN WM auf Hawaii zu qualifizieren, fiel nun am 8. Oktober 2016 der Startschuss des legendären Rennens auf der Pazifikinsel. In der Vorbereitungsphase auf den Wettkampf ist es mir relativ schwer gefallen das enorme Trainingspensum vom Qualifikationsrennen aufrecht zu halten. Bedingt durch den hohen organisatorischen Aufwand, den das Rennen mit sich bringt, habe ich im September deutlich weniger trainiert, als in den vorangegangenen Monaten. Nichtsdestotrotz ist es natürlich ein unvergleichliches Ereignis hier in Kona anzukommen, die letzten Trainingseinheiten zu absolvieren und zuzusehen wie die Nervosität und Anspannung sowohl bei den Amateuren als auch bei den Profis immer weiter steigt, bis schlussendlich der Startschuss der vorbildlich organisierten Veranstaltung fällt. Allein die Tatsache, dass man durchgängig von einem persönlichen Volunteer begleitet wird (Einrichten der Wechselzone, Body Marking, Wiegen etc.), hat mir bereits im Voraus gezeigt, dass die WM ein außergewöhnlicher Wettkampf wird.

Beim Schwimmstart habe ich mich in der dritten bis vierten Reihe positioniert, wo es bei ca. 2400 Startern zwangsläufig sehr eng zu geht. Erst auf dem Rückweg ist das Feld dann etwas breiter und der Platz somit etwas größer geworden. Nach einem Blick auf die Uhr (29:57mins) an den Wendebojen war mir klar, dass ich gut im Rennen liege. Von den alten Hasen wusste ich allerdings, dass der Rückweg strömungsbedingt etwas länger dauern würde. Mit einer Schwimmzeit von 1:03:10 war ich hoch zufrieden. Meine Deutung des Piepens unter Wasser konnte vom hawaiianischen Masseur anschließend bestätigt werden. Auf dem Rückweg wurden wir von 12 Delphinen begleitet.

Oben auf dem Highway angekommen, verlaufen die ersten km auf dem Rad sehr zügig. Dennoch bin ich ungewohnter Weise von sehr vielen anderen Athleten überholt worden. Da der Wind bereits auf dem Weg in Richtung Hawi ordentlich geblasen hat, bin ich meiner Taktik zurückhaltend zu fahren treu geblieben und habe erst auf dem Rückweg zugelegt. Bei km 140 war ich eigentlich noch recht zuversichtlich mit ca. 5:10h vom Rad zu steigen. Doch dann hat der Wind gedreht...

Und das hat mich wirklich sehr überrascht, wobei mir die zunehmende Hitze vergleichsweise wenig ausgemacht hat. Windtechnisch war die Rückfahrt in Richtung Kona bei meinem letzten Radtraining 6 Tage vorher deutlich einfacher. Da ich keine Vergleichsmöglichkeit zu anderen Jahren habe und alle anderen um mich herum ebenfalls mit dem Wind zu kämpfen hatten, kann ich die Radleistung mit 5:22:03 für mich persönlich als passabel einordnen. Vom Profirennen kriegt man als AK Athlet nicht sonderlich viel mit, außer dass in der 6 köpfigen Führungsgruppe 4 Deutsche positioniert waren.

Beim abschließenden Marathon war auf dem Ali’i Drive (die ersten 15 km) eine super Stimmung mit vielen Zuschauern am Streckenrand. Sobald man die Palani Road erklommen hat und die richtig harten km bevorstehen, ändert sich das Stimmungsbild. Auf dem Highway sind so gut wie keine Zuschauer anwesend, sodass man nur noch mit sich selbst beschäftigt ist. In den letzten 1-­‐2 Std. des Rennens war der Akku dann wirklich leer, wodurch sich die abschließenden 10-­‐15km äußerst qualvoll gestaltet haben. Mit dem Erreichen der Palani Road und spätestens am Big Tree auf dem Ali’i Drive überschlagen sich dann die Emotionen. Der letzte km war wirklich ein überglücklicher Genuss auch wenn ich einen etwas schnelleren Marathon erhofft hatte (3:42:55). Schön war es auch Silke Piri, die ebenfalls teilgenommen hat, sowie Chris, meine Eltern und Julia immer wieder am Streckenrand zu sehen, mit aufbauenden Worten zu hören und von Ihnen im Zielbereich umarmt zu werden.

Ohne CGMS könnte ich als Diabetiker einen solchen Wettkampf überhaupt nicht überstehen bzw. müsste ich zur Blutzuckermessung eine Vielzahl an Pausen einlegen. Messen während des Radfahrens wäre bei diesem Wind fahrlässig und hoch riskant. Alle 5 Minuten hat ein im Unterhautfettgewebe eingesetzter Sensor den Gewebezucker gemessen und die Werte via Bluetooth an einen am Fahrrad montierten Empfänger übermittelt, welcher zum abschließenden Laufen mitgenommen wird.

Wie üblich nahm ich am Vorabend kohlenhydratreiches Essen zu mir, woher die hohen nächtlichen Blutzuckerwerte resultierten. Nach dem Frühstück (Müsli mit Banane und Marmeladebrötchen) hatte ich einen guten Ausgangswert fürs Schwimmen, welcher zusätzlich mit 20g Kohlenhydrate abgesichert wurde. Während des Schwimmens darf einfach keine Hypoglykämie auftreten!

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