Am 11. März 2021 findet der Experten-Chat zum Thema "Diabetes und Augenerkrankungen" mit Professor Hans-Peter Hammes und Dr. Klaus Dieter Lemmen statt. Sie beantworten Ihre Fragen live am Donnerstag zwischen 17:00 und 19:00 Uhr.
Protokoll der Sprechstunde
Betreff: Refraktion bei Diabetets
FrageSollte die Refraktion bei einem schlecht eingestellten Patienten bzw. einem Patienten bei welchen die Blutzuckerwerte schwanken (unsere Kollegin reguliert z.B. nur über konsequente Ernährung und ohne Medikamente ihren Blutzucker, dementsprechend ist dieser im Tagesverlauf sehr unterschiedlich)der Blutzuckerwert kurz vor der Refraktion überprüft werden und nur stattfinden wenn dieser im Normalbereich liegt? Gibt es allgemein einen besseren Tageszeitpunkt um Diabetiker zu refraktionieren oder Tipps um Messungsschwankungen zu verhindern?
AntwortLiebe Frau N.,
die Refraktion sollte erst bei möglichst stabilen, wenn möglich normalen Butzuckerwerten über Tage bis 1-2 Wochen durchgeführt werden. Die „Patientin“ sollte über die Möglichkeiten von erneuten Refraktionsschwankungen bei Blutzuckerdysregulation aufgeklärt werden. Zur optimalen Tageszeit gibt es keine ophthalmologischen Empfehlungen, hängt halt von der Blutzuckerschwankungen bzw. der -Stabilität ab.
Viele Grüße
Dr. Klaus Dieter LemmenBetreff: Diabetes und Augenerkrankungen
FrageIch habe vor kurzem die Diagnose Typ 2 Diabetes bekommen. Noch muss ich keine Medikamente nehmen oder Insulin spritzen. Wir versuchen die Werte mit einer Ernährungsumstellung und mehr Bewegung in den Griff zu vekommen. Meine Großväter hatten auch beide Diabetes. Einer der beiden hatte wegen des Diabetes Probleme mit den Augen und ist fast eblindet. Habe ich jetzt auch ein erhöhtes Risiko für solche Probleme mit den Augen? Was kann ich tun, um mich zu schützen? Einen Termin bei einem Augenarzt habe ich schon ausgemacht, das dauert aber noch ein paar Wochen. Was muss ich beim Termin an den Augen untersuchen lassen? Muss ich kostenpflichtige Zusatzuntersuchungen durchführen lassen?
Vielen Dank für eine Einschätzung! Maria S.
AntwortLiebe Frau S.,
aus diabetologischer Sicht gibt es folgendes: eine genetische Komponente gibt es bislang nicht. Man weiß nur dass visusbedrohende Stadien bei Menschen mit Typ 1 Diabetes (nicht Ihr Typ) durch Risikogene beeinflußt werden können, die Gefäßwachstum beeinflußt werden. Für Menschen, die nur einen sehr frühen Diabetes haben (Frage: wie lange?), gibt es kaum eine Beeinflussung durch genetische Faktoren. Die Kontrolle der Faktoren, die eventuell in früherer Zeit bei Großeltern eine Erblindung hervorgerufen haben, wird sich sehr wahrscheinlich heute viel besser gestalten, damit das Risiko für eine Retinopathientwicklung sehr viel geringer.
Freundliche Grüße
Professor Hans-Peter HammesLiebe Frau S.,
wenn die Diagnose Diabetes bei Ihnen erst vor kurzem gestellt worden ist, weiß man nicht, wie lange Sie als Patientin schon vorher einen nicht bemerkten Diabetes gehabt haben. In solchen Fällen ist ein augenärztliche Untersuchung bei Diagnosestellung zu empfehlen. Der Termin sollte in den nächsten 6-8 Wochen erfolgen.
Abhängig vom dann bestehenden Augenbefund ist das Risiko einer Verschlechterung einzuschätzen. Allgemein ist zu sagen, dass
- eine gute Blutzucker- und Blutdruckeinstellung und Überwachung auch der Nierenfunktion vor Netzhautschäden schützen.
- wesentlich ist aber auch, dass regelmäßig augenärztlich kontrolliert wird. Die zeitlichen Intervalle hängen vom Grad der Netzhautschädigung ab. Wenn schon Netzschäden bestehen, müssen diese auch augenärztlich behandelt werden.
Bei der Augenuntersuchung werden Sehschärfe, die vorderen Augenabschnitte (Hornhaut, Linse, Regenbogenhaut, Augeninnendruck) untersucht, dazu bei erweiterter Pupille (nicht mit dem eigene Auto zur Untersuchung fahren) auch die Netzhaut, wo sich vor allem Netzhautschäden ausbilden können.
Als kostenpflichtige Zusatzuntersuchung kann eine OCT-Untersuchung empfohlen werden (Schicht-Untersuchung der Netzhautmitte (Makula)), wenn der Verdacht auf eine Schwellung der Makula (Makulaödem) besteht. Diese Untersuchung bleibt kostenfrei, wenn ein behandlungsbedürftiges Makulaödem besteht und behandelt werden muss. In diesem Falle über nimmt die Krankenkasse die Kosten.
Viele Grüße
Dr. Klaus Dieter LemmenBetreff: Diabetes und Augenerkrankungen
FrageSehr geehrter Herr Hammes und Herr Lemmen,
ich bin 56 Jahre alt und habe seit etwa 5 Jahren Diabetes 2. Meine Blutzuckerwerte sind gut eingestellt (bei 6,5). Ich nehme Metformin. Kann ich trotzdem Folgeschäden an den Augen bekommen?
Mit freundlichen Grüßen
Helmut B.
AntwortLieber Herr B.,
die Wahrscheinlichkeit, bei einer solchen Konstellation eine diabetische Retinopathie zu entwickeln ist gering. Die wesentlichen Risikofaktoren für eine Retinopathie sind Krankheitsdauer (wird sich natürlicherweise erhöhen), der Blutzucker (Ziel HbA1c unter 7 %) und RR (unter 140/80 mm Hg).
Freundliche Grüße
Professor Hans-Peter Hammes
Lieber Herr B.,
Wenn auch Ihr Blutdruck gut eingestellt ist und bisher keine diabetischen Augenschäden bestehen, ist das Risiko geringer als bei Patienten, die schlechter eingestellt sind.
Dennoch ist auch die Dauer des Diabetes (und wir wünsche Ihnen noch ein langes Leben! ) mit ein Risikofaktor. Lassen Sie sich also regelmäßig augenärztlich kontrollieren und achten Sie mit darauf, dass Ihre guten Einstellung so bleibt. !Dies gibt Sicherheit.
Falls im Laufe der Jahre dann doch eine Schädigung der Augen auftritt (die man als Patient in der Regel selbst erst zu spät bemerkt) gilt wie bei allen Erkrankungen: früh entdeckt heißt auch, dass man gut und erfolgreich behandeln kann.
Mit freundlichen Grüßen
PD Dr. Klaus Dieter LemmenBetreff: Diabetes und Augenerkrankungen
FrageHallo! Ich mache mir große Sorgen um meiner Mutter. Sie ist 79 Jahre alt und hat seit etw 10 Jahren Diabetes und spritz Insulin. Ihre Werte sind soweit ich das einschätzen kann, in Ordnung. Nun wurden bei ihr Blutungen im Glaskörper festgestellt und sie soll operiert werden. Ich habe Bedenekn wegen des Risikos (vor allem in ihrem Alter). Vielleicht können Sie mir die Angst ein wenig nehmen. Grüße, Marita F.
AntwortSehr geehrte Frau F.,
wenn eine fortgeschritten diabetische Netzhautschädigung (sogenannte proliferative Retinopathie) zu Blutungen in den Glaskörper geführt hat und diese
- so stark sind, dass man die Netzhaut nicht mehr soweit sieht, dass keine Laserbehandlung mehr möglich ist,
- und die Blutungen sich auch im Laufe von mehreren Wochen (6-12) nicht abbauen
dann ist an eine Operation zu denken. Diese Entscheidung kann man in Ruhe überdenken, solange die Netzhaut unter der Blutung noch anliegt und sich nicht zusätzlich abgehoben hat. Nur in diesem Falle ist Eile geboten.
Die Operation kann an einer entsprechen ausgerüstetem Augenklinik gut durchgeführt werden, die Beschwerden nach der Operation halten sich bei gutem Verlauf in Grenzen und die Sehschärfenergebnisse sind, wenn die Netzhaut nicht schon anderweitig durch Diabetes oder andere Augenerkrankungen vorgeschädigt sind, zufriedenstellend.
Wichtig für die Entscheidungsfindung , ob OP oder nicht, ist das allgemeine Narkose Risiko, also die sonstigen Erkrankungen Ihrer Mutter. Dies können Hausarzt, Diabetologe oder Internist Ihrer Mutter und schließlich auch der Narkose-Arzt gut beurteilen. Wenn Ihre Mutter zwar 79 Jahre alt ist, aber ansonsten ein geringes Narkose-Risiko hat würde ich unter den oben genannten Voraussetzungen von Seiten des Auges eine Operation empfehlen und schauen, dass sie an einer Klinik vorgenommen wird, wo sich auch Anästhesie , Pflege und Augenärzte auch mit älteren Patienten gut „auskennen“.
Mit freundlichen Grüßen
PD Dr. Klaus Dieter LemmenBetreff: Diabetes und Augenerkrankungen
FrageSehr geehrter Herren,
ich sehe seit einigen Tagen immer mal wieder verschwommen und habe kleine dunke Flecken vor den Augen. Einen Termin beim Augenarzt habe ich gemacht, aber bin nun doch etwas ungeduldig. Muss ich mir Sorgen machen, dass es von nun an schlimmer wird oder kann es auch eine vorübergehende Sache sein? Ich habe seit Kindesalter Typ-1-Diabetes, jetzt bin ich 30. Mein HBA1C schwankt immer mal wieder stark.
Mit freundlichen Grüße
AntwortSehr geehrter Herr K.,
Ihre Beschwerden können harmlos sein, bei einer Vorgeschichte von ca. 20 Jahren DM Typ 1 besteht jedoch ein deutliches Risiko, dass schon diabetische Netzhautveränderungen bestehen, die auch zu Blutungen ins Auge führen können. Bei (wie stark und in welchem Ausmaß?) schwankenden HBA1c besteht dafür ein höheres Risiko.
Zu dem Befund und dem Risiko (zusätzliche Risikofaktoren: Blutdruck? Nierenbeteiligung?) bei Ihnen kann ich schwer etwas sagen, das hängt auch davon ab, ob Sie sich regelmäßig jährlich beim Augenarzt untersuchen haben lassen und wann und wie letzte Befund war.
Mit diesem „Nicht-Wissen“-Stand darüber kann ich nur empfehlen, sich rasch beim Augenarzt vorzustellen und den Termin notfalls durch Ihren Hausarzt/Internisten beschleunigen zu lassen.
Alles Gute für Sie. Mit freundlichen Grüßen
PD Dr. Klaus Dieter LemmenBetreff: Augen lasern
FrageIch bin seit meiner Kindheut stark kurzsichtig (-7,5). Jetzt würde ich mir gerne die Augen lasern lassen, um keine Brille mehr tragen zu müssen. Ich habe Typ-1-Diabetes. Könnte das ein Problem sein oder ist ein solcher Eingriff ohne Probleme möglich?
Mein HbA1c bewegt sich meist im Bereich von 7 bis 7,5. Blutdruck und Nieren sind in Ordnung, weitere Folgeerkrankungen liegen auch nicht vor. Ich bin 26 Jahre alt. Für eine kurze Einschätzung wäre ich sehr dankbar. Ich habe in drei Monaten einen Termin beim Augenarzt. Da spreche ich es natürlich auch an.
Danke für Ihre Hilfe! Grüße von Hannah
AntwortLiebe Hannah,
einerseits gibt es zur Frage ob Lasern der Hornhaut (Lasik) angezeigt ist oder nicht viele Fakten, die zu berücksichtigen und augenärztlicherseits mit Patienten zu besprechen sind, u.A. das Alter (nicht jünger als 22-24 Jahre mit „ausgewachsenem“ Auge und stabiler Kurzsichtigkeit) die berufliche Situation, Verträglichkeit von Kontaktlinsen). Diese alle zu erörtern, ist in einem Diabetes-Experten-Chat nicht möglich.
In Ihrem Falle ist aber im Hinblick auf Ihren Typ 1-Diabetes zu sagen, dass das Risiko von Hornhautkomplikationen bei Diabetikern erhöht sein kann. Dieses Risiko hängt auch davon ab, wie lange Ihr Diabetes schon besteht und wie gut er eingestellt war und ist.
Sie sollten sich also von einem Augenarzt beraten lassen, der sich mit diabetischen Folgeschäden am Auge und speziell auch der Hornhaut auskennt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Klaus Dieter LemmenLiebe Hannah,
Diese Werte deuten darauf hin, dass aus diabetologischer Sicht keine wesentlichen Probleme vorliegen. Das bedeutet aber nicht, dass eine LASIK -Behandlung ohne Risiken bei sein wird. Eine sorgfältige Beratung eines sehr kundigen Augenarzt/Ärztin ist ratsam.
Freundliche Grüße,
Professor Hans-Peter HammesBetreff: Corona und Diabetes
FrageIch bin Typ 1. In wie weit würde eine Coronaerkrankung den Diabetes beeinflussen oder umgekert? Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen Virus und Diabetes? Bin ich besonders gefährdet wenn ich erkranken würde?
AntwortLieber Herr E.,
das ist eine wichtige Frage. Bei Typ 1 Diabetes ist es wichtig, die Blutzuckerwerte engmaschiger zu kontrollieren, um bei Erkrankung eine Ketoazidose zu vermeiden. Ansonsten sind Menschen mit Typ 1 Diabetes und einem HbA1c über 7.5 % etwas mehr gefährdet und lt. Impfempfehlung in Risikogruppe 2 eingeordnet.
Freundliche Grüße,
Professor Hans-Peter Hammes