Am 15. Oktober 2020 findet der Experten-Chat zum Thema "Intermittierendes Fasten, weniger Zucker & Co.: Mit welcher Ernährungsform Gewicht reduzieren und halten?" mit Dr. Astrid Tombek statt. Sie beantwortet Ihre Fragen live am Donnerstag zwischen 17:00 und 19:00 Uhr.

Dr. oec. troph. Astrid Tombek
Theodor-Klotzbücher-Straße 12
97980 Bad Mergentheim
Deutschland
Protokoll der Sprechstunde
Betreff: Einnahmezeitpunkt für Metformin
FrageSehr geehrte Frau Dr.Tombek,
ich nehme zweimal täglich je 1000mg Metformin. Bisher nehme ich die Tabletten morgens und abends. Könnte ich sie auch morgens und mittags zu den Mahlzeiten nehmen, um das Abendessen weg lassen zu können, oder muss ein längerer Zeitraum zwischen der Einnahme liegen? Vielen Dank!
AntwortLiebe Marianne,
das würde eigentlich schon gehen, weil Metformin eine grundsätzliche Wirkung auf den Stoffwechsel hat. Wenn Sie kein Magendrücken auf nüchternen Magen bekommen, können Sie allerdings auch Metformin am Abend ohne Mahlzeit einnehmen. Das hätte den Vorteil, dass das Metformin noch aktiver auf den Stoffwechsel der Leber gegen 2:00 Uhr wirkt und die ungebremste Zuckerausschüttung der Leber besser hemmt.
Betreff: Mit welcher Ernährungsform Gewicht reduzieren und halten?
FrageLiebe Fru Dr. Tombek,
ich habe Diabetes Typ 2 und wiege ca. 113 kg. Ich spritze mir täglich 20E Basalinsulin und etwa 18-23E Humalog über den Tag verteilt zu den Mahlzeiten. ich würde gerne Gewicht verlieren udn das Fasten wurde an mich herangetragen (von Freunden, die gute Erfahrung damit haben aber keinen Diabetes haben) Dürfen Diabetiker das überhaupt? es ist doch auch sehr riskant! Ich meine nicht das Heilfasten über 3 Wochen hinweg, sondern wenn, dann 1-2 Tage in der Woche bei der man die letzte Mahlzeit um etwa 13 Uhr einnimmt und dann bis zum nächsten Tag nichts mehr isst. Kann man das gefahrlos machen? Ich frage mich, was passiert, wenn ich nichts esse und dann mein Glukosespiegel im Laufe des Tages immer weiter absinkt. Kann man dann mit Dextro-Energen entgegenwirken? Und dann ist die Wirkung vom fasten doch auch dahin??? Ich habe generell das Problem mit meinem Diabetes, dass ich schon kurz nach den Mahlzeiten wieder Hunger bekomme. Leider haue ich mir auch immer noch Fettes und auch Kohlehydrate und Süssigkeiten ein, um dieses Hungergefühl (meistens am Abend) zu unterdrücken. Wie kommt man mit dem Hungergefühl klar und wie geht man am besten dagegen vor? (Weniger Insulin zu brauchen wäre natürlich super. Sind 23E Humalog täglich noch angemessen?) Gibt es für Menschen wie mich bessere Alternativen der Gewichtsabnahme als das Fasten (also außer Sport, ich meine nur auf Ernährung bezogen?) Vielen Dank für Ihren Tipp.
Viele Grüße Herbert
AntwortLieber Herbert,
ja - was man machen kann, ist das sogenannte Intervallfasten. hier kann man auch nach den persönlichen Vorlieben gehen. Wenn Sie beispielsweise sowieso nicht gerne Frühstücken, dann dieses ausfallen lassen und erst zu Mittag essen. Oder wenn Sie nicht gerne zu Mittag essen, dann dieses weglassen. wichtig dabei ist, bei den anderen Mahlzeiten nicht mehr essen. Das Basalinsulin kann man dabei erst einmal belassen und nach ein paar Tagen kann man es dann reduzieren, wenn auch die Blutzuckerwerte reagieren und runter gehen. Dies kann in 2er oder 5er erfolgen. Das Mahlzeiteninsulin humalog spritzen Sie nur zu den Zeiten zu denen Sie auch essen. Der Vorteil darin ist, dass der Körper mal nicht "im Insulin schwimmt" und dadurch eher mal der Körper an die Fettreserven geht.
Ja Fasten geht. Bei Menschen mit Typ 2 Diabetes ist es sogar hilfreich. Be Menschen mit Typ 1 Diabetes muss evt. das Insulin angepasst werden. Der Glucosespiegel sollte bei einer guten Einstellung (Basalinsulin ist nur für den Leberzucker zuständig und Mahlzeiteninsulin ist nur für das Essen zuständig) nicht abfallen. Was eher passieren kann, ist dass, der Blutzucker ansteigt aufgrund von Hungerketon. Das bedeutet, dass der KE Faktor der nächsten Mahlzeit erhöht werden muss und unter Umständen vielleicht sogar das Basal (in Abhängigkeit der Dauer). Ich würde zunächst mit Korrekturen arbeiten.
Haben sie einen Typ 1 oder einen Typ 2 Diabetes? Vielleicht hilft es mehr Sättigendes zu essen. Bei dem einen hilft Volumen wie Ballaststoffe - bei dem anderen ist es Eiweiß. Ich habe auch gute Erfahrungen damit gemacht, insgesamt den Zuckerkonsum zu reduzieren. Dadurch reduzieren sich die Heißhungerattacken und es hilft bei der Gewichtsabnahme.
Betreff: Mit welcher Ernährungsform Gewicht reduzieren und halten?
FrageHallo,
mache das 16:8 Fasten und habe folgende Fragen: In diesem Zusammenhang zwei ganz konkrete Fragen
1) Ist das Basalinsulin (Lantus) nicht kontraproduktiv zur Autophagie (dem nützlichen Reinigungsprozeß des Fastens)?
2) Bei hohem Zuckerspiegel in der FastenPhase, führt hier eine Korrektur per Insulin auch zum sofoerigen Aussetzen der erwünschten Autophagie? Herzlichen Dank für eine Antwort.
MfG Mika
AntwortHallo Mika,
der Prozess der Autophagie ist nicht wirklich gut wissenschaftlich untersucht. Wenn der Blutzucker beim Fasten ansteigt, dan liegt das an den gewünschten Hungerketonen. Dies mag ein kurzfristiges Korregieren nötig machen, allerdings muss der langfristige Erfolg im Fokus sein. Eine dauerhafte Gewichtsreduktion ist nur möglich, wenn die Kalorienrestriktion auch dauerhaft ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass Teilnehmer an einer Intervallfasten-Aktion adhärenter waren als bei der normalen Kalorienrestriktion. D.h. den Teilnehmern ist es wohl leichter gefallen, eine Mahlzeit ausfallen zu lassen, als dauerhaft Kalorien zu zählen.
Betreff: Mit welcher Ernährungsform Gewicht reduzieren und halten?
FrageLiebe Frau Tombek,
ich habe jetzt vier Wochen eine "OMAD-Diät" gemacht. Es war super und ich hatte eigentlich keine Probleme damit. Habe aber eine Art "Hungerketose" bekommen. Hatte Schwindel und Grippeähnliche Symptome wie Angeschlagenheit. Erst nachdem ich das beendet hatte, legte sich dieser Zustand wieder. Ich würde gerne mein Intervallfasten (16/8) ausbauen und änger dran bleiben, aber ohne mich dabei unnötig in Gefahr zu bringen. Meine Idee: 1x Mahlzeit am Tag (wie OMAD) + eine kleinigkeit wie z.B. 1 oder 2 Bananen ein paar Stunden vorher/nachher. Wäre das eine Möglichkeit? Was können Sie mir empfehlen, um da gut und gefahrlos durchzukommen?
Viele Grüße Julia
AntwortLiebe Julia,
das wäre möglich, aber auch eine weniger strenge Form mit 2 Mahlzeiten am Tag ist für die Gewichterhaltung schon sehr förderlich.
Betreff: Mit welcher Ernährungsform Gewicht reduzieren und halten?
FrageSehr geehrte Frau Dr. Tombek,
ich habe mich schon mit Intervallfasten beschäftigt und würde gerne von Ihnen noch einmal wissen, worauf Menschen mit Diabetes besonders achten müssen. Wie steigt man am besten ein, wie beugt man Unterzuckerungen vor? Ich spritze mit Pen und bin Typ 1 Diabetikerin.
Danke und Gruß Annalena
AntwortLiebe Annalena,
als Mensch mit Typ 1 Diabetes muss man bei einer guten Basal - Bolus- Einstellung eigentlich keine Unterzuckerungen erwarten. Sollte das dennoch der Fall sein, ist das ein guter Hinweis darauf, dass das Basal zu hoch eingestellt ist. Sollten Sie Bedenken haben, können sie die Basalrate/das Basalinsulin ersteinmal um 10% kürzen und mit vermehrten Korrekturen die erhöhten Werte korrigieren. Zum Einstieg würde ich die Mahlzeit weglassen, die mir am einfachsten fällt - also beispielsweise das Mittagessen (das wäre das kürzeste Zeitintervall) oder wenn Sie morgens nicht hungrig sind, das Frühstück. Dann kann man die Zeitintervalle individuell nach Möglichkeit ausdehnen.
Betreff: Mit welcher Ernährungsform Gewicht reduzieren und halten?
FrageGuten Tag Frau Dr. Tombek,
ich würde gerne ins Intervallfasten einsteigen, da ich davon so viel Gutes gehört habe. Können Sie mir wirklich gute Literatur dazu empfehlen (es gibt ja so viel!!)?
LG Rabia
AntwortLiebe Rabia,
ja das ist sehr schwierig - da gibt es wirklich ganz viel. Am populärsten und auch ganz gut verständlich sind die Empfehlungen von Eckhard von Hirschhausen.
Betreff: Mit welcher Ernährungsform Gewicht reduzieren und halten?
FrageHallo,
ich bin nun in der 15. ssw schwanger und habe immer gerne intermittierendes Fasten gemacht. Wie kann ich das in der Schwangerschaft aufrecht erhalten, wenn es darum geht, dem Kind keine Mangelernährung zuzumuten? Ich habe zwar gemerkt, dass ich es immer weniger aushalte bis mittags nichts zu essen (mein Rhythmus war: 12 Uhr mittags erste Mahlzeit, 16 Uhr kleiner Zwischensnack (manchmal), 19 Uhr Abendessen). Aber bis 11 uhr halte ich i.d.R. schon durch. ist das ok in der Schwangerschaft zu fasten bzw. auch hier die Mahlzeiten zumindest etwas zu "strecken"?
Danke für einen Hinweis und viele Grüße Denise
AntwortLiebe Denise,
in der Schwangerschaft sollte man keinesfalls intervallfasten! In der Schwangerschaft braucht der Körper gleichmäßig Energie und man kommt viel leichter in die Hungerketone (schon nach 8 Stunden in der Regel) und diese Schaden dem Kind. Daher in der Schwangerschaft sind mind. 3 Mahlzeiten wichtig, wenn nicht auch noch zwischendrin Zwischenmahlzeiten. Da geht der Stoffwechsel des Kindes vor.
Betreff: Mit welcher Ernährungsform Gewicht reduzieren und halten?
FrageIch habe bislang immer gerne Intervallfasten gemacht und habe damit auf meinen Körper gehört, da ich eh lange Zeit ohne essen klar komme. Ich habe aber gemerkt, dass ich abends dann doch mehr esse, als sicherlich sinnvoll. Neige dazu, dann statt viele kleine mahlzeiten, ein oder zwei Große täglich zu machen. Am Gewicht ließ sich erkennen, dass es für eine Gewichtsabnahme leider wenig sinnvoll war. Ich kann aber morgens nix essen und verlege meine Mahlzeiten daher eher richtung Abend - und habe dann auch oft richtig Heißhunger auf Kohlenhydrate. Abends viel essen ist ja nicht so sinnvoll, ist aber mein Rhythmus. Haben Sie einen Tipp, wie ich aus diesem Teufelskreis wieder herauskomme?
LG Cerstin
AntwortJa das stimmt- Intervallfasten hilft nur wenn ich auch weniger Energie zu mir nehme. Daher hilft es nicht zu lange Intervalle zu machen und dann mit viel Hunger mehr zu essen. Die Idee ist, eine optimale Verteilung zu finden. Vielleicht hilft es Ihnen statt die Mahlzeit ganz aus zu lassen, eine großen Gemüseteller (Füllung des Volumens) oder eine Hand voll Nüsse (Sättigung über Eiweiß) oder einen Cappuccino (Sättigung über Eiweiß) zu sich zu nehmen. Damit kann man den großen Hunger je nach Typus ganz gut bremsen.
Betreff: Mit welcher Ernährungsform Gewicht reduzieren und halten?
FrageHallo,
ich bin 25 Jahre alt, habe seit 20 Jahren Diabetes Typ 1 und würde gerne (Größe: 1,85m) von 85 kg auf zumindest 75 kg abnehmen (da war ich mal in guten Zeiten). Ich habe vor einigen Jahren schon mal eine Radikaldiät gemacht, mit der ich auf 63kg runterkam. Da war mir aber noch nicht bewusst, wie ungesund das ist. Und Jojo war auch mit dabei ;-) Ich habe dann langsam meine Ernährung umgestellt und die Kalorien wieder hochgefahren. Seitdem nehme ich aber nun wieder zu. Bei 73kg stagnierte mein Gewicht dann über mehrere Monate - trotz Sport (zwei bis dreimal pro Woche) und einer festen Kalorienzufuhr von ca. 2000kcal/Tag. Und egal, wie viel Sport ich mache und wie viele Kalorien ich esse - ich nehme nicht mehr ab. Seit 2 Monaten steigt mein Gewicht sogar wieder.
Meine Frage ist nun: kann das am Diabetes liegen? Nimmt man mit Diabetes einfach "anders" ab? Welche Diätformen werden denn Diabetikern gerne mal empfohlen? ich bin auch in keiner Ernährungs-Schulung oder sowas gewesen...
LG Sebastian
AntwortLieber Sebastian,
nein das liegt nicht am Diabetes. Es ist normal, dass der Körper seinen Setpoint findet. Mit 85 kg sind Sie eigentlich im Normalgewicht. Bei 63 kg sind Sie deutlich untergewichtitg. Auch das Ziel auf 75 kg zu kommen, ist gerade bei Sport nicht ungedingt erstrebenswert, da die Muskelmasse auch schwerer ist als Fett. Warum daher so sehr auf das absolute Gewicht fokusieren? Wichtiger ist dabei eigentlich wie ist die Körperfett- und Körpermuskelverteilung. Eine BIA-Messung (gibt es in Ernährungsmedizinischen Praxen oder Sportstudios) kann da vielleicht helfen.
Betreff: Mit welcher Ernährungsform Gewicht reduzieren und halten?
FrageIch habe eine Frage, die wahrscheinlich schon total "abgedroschen" ist, aber ich bin einfach immernoch unsicher und es gibt so viele verschiedene Meinungen dazu: Wie sieht es mit Empfehlungen zu Alternativen von Zucker aus? ich benutze immer gerne Stevia aber es heißt ja, dass Zuckerersatzprodukte auch die Lust auf Süßes verstärken. Ich war schon immer eine "Süße" und kann auch die Finger nicht ganz von solchen Dingen lassen. Aber empfehlen Sie dann eher den Zucker direkt und entsprechendes Spritzen oder doch lieber Stevia? man sagt ja auch Diabetiker dürfen alles essen - können ja mit Insulin entgegenwirken... Klar, nicht tonnenweise Zucker aber in "normalen" Dosierungen... Was ist Ihre Ansicht dazu? Viele Grüße Clarissa
AntwortLiebe Clarissa, ja das ist tatsächlich eine schwierige Frage.
Tatsächlich macht es Sinn, insgesamt den Süßgeschmack zu reduzieren.
D.h. möglichst wenig Süßes zu konsumieren - wie es vertretbar und machbar ist. D.h. in der Praxis ein gutes Verhältnis zwischen wo verwende ich Stevia als Süßstoff um meinen Süßgeschmack zu befriedigen und keine Kalorien zu mir zu nehmen. Und auf der anderen Seite gilt es soweit als möglich den Süßkonsum zu reduzieren. Tatsächlich ist dies in den ersten Wochen sehr schwer und kann vielleicht mit Studentenfutter (Nüsse + Trockenfrüchte) zu überbrücken. Die gute Nachricht ist: nach 2 Wochen wird es besser.
Betreff: Mit welcher Ernährungsform Gewicht reduzieren und halten?
FrageLiebe Frau Tombek,
ich hatte vor kurzem einen Bericht im Fernsehen über Haferdiät gesehen. Diese Diät wird in einigen speziellen Diabetes-Kliniken angewandt, offenbar mit Erfolg. Man sollte 1x im Monat 2 Tage lang nur Hafersuppe essen, d.h. Haferflocken in Wasser gekocht, evtl. mit Brühe mittags, mit Mandeln o.ä. etwas verfeinert. Das soll dazu führen, dass der Blutzucker langfristig sinkt. Bevor ich mich 'kasteie' - haben Sie Erfahrungen damit, vielleicht sogar positive? Können Sie diese auch empfehlen?
Viele Grüße Riccardo
AntwortLieber Riccardo,
bei einem Typ 2 Diabetes oder einem Diabetes mit einer Insulinresistenz mit mehr als 1 Einheit Insulin je kg Körpergewicht helfen diese Hafertage oder Ballaststoffetage definitiv. Wir wenden sie in der Klinik ebenfalls an, mit großem Erfolg. Tatsächlich ist es egal, wie genau die Ballaststofftage durchgeführt werden. Wichtig ist ein hoher Ballaststoffgehalt und weniger Kalorien. Ich persönlich finde noch die Entspannung und Achtsamkeitsübungen hilfreich. Wir machen morgens ein Müsli mit kernigen Haferflocken und Beerenobst, Mittags eine Haferflockensuppe mit viel Gemüse und Abens eine Haferbrei oder einen Haferflockenauflauf mit wieder viel Gemüse. Wenn sie keinen Hafer mögen geht dies theoretisch mit allen Vollkorngetreideflocken oder Gemüsetage.