Friedrich (8) – Der Große

Friedrich (8) – Der Große
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Friedrich

"Basketballer möchte er mal werden, oder Leichtathlet, auf alle Fälle Sportler. Sport ist Friedrichs Leidenschaft. Die blauen Augen strahlen, wenn er von seinem Lieblings-Fußballverein spricht: Hertha BSC. Auch wenn die gerade auf dem letzten Tabellenplatz stehen, ist er sich sicher, dass die Berliner Fußballer in der ersten Bundesliga bleiben werden. Schließlich spielt da sein Idol mit: Arne Friedrich, sein Namensvetter. Drei Jahre war Friedrich alt, als bei ihm Typ 1 Diabetes diagnostiziert wurde, nachdem sich die Eltern gewundert hatten, wieso ihr Sohn über einen Zeitraum von sechs Wochen plötzlich Unmengen trank, ständig Wasser lassen musste und kontinuierlich abnahm. Zwei Wochen musste er ins Krankenhaus zur Einstellung und Schulung, dann waren er und seine Eltern auf sich alleine gestellt. Auf Knopfdruck gibt er sich seitdem über eine Pumpe 6 – 10 Mal am Tag Insulin. Für Friedrich gehört das zum Leben. Das Blutzuckermessen macht er inzwischen weitestgehend alleine. Und er sagt seit einiger Zeit seinen Blutzuckerwert meist exakt voraus, so gut kennt er die Reaktionen seines Körpers. Damit könnte er glatt bei „Wetten, dass…?“ auftreten. Das lernt man halt, wenn das Pieksen und Messen zum Tagesablauf gehört, nerven tut ihn höchstens der Katheterwechsel alle zwei Tage. Die Pumpe ist sein ständiger Begleiter auch oder gerade beim Sport. Seine Freunde kennen das schon und sind fast ein bisschen neugierig und würden sich gerne auch mal Pieksen. Manchmal hadert Friedrich über Einschränkungen, die es natürlich für ihn  gibt: Dass seine kleine Schwester Süßigkeiten naschen kann, ohne sich Gedanken zu machen. Oder dass er so gut wie nie bei anderen Kindern übernachten kann, weil deren Eltern die Verantwortung nicht übernehmen wollen. Stolz wie Bolle kam er von der letzten Klassenfahrt wieder, wo er eine Woche lang mit anderen Kindern in einem Raum übernachten und Blödsinn machen durfte. Zur Sicherheit war eine vom Bezirksamt bezahlte Diabetesberaterin dabei. Zu Hause angerufen hat er nicht ein einziges Mal. Friedrich ist eben nicht nur von der Körperlänge her ein ganz Großer."

(NMF; Februar 2010)