Hinhören: Diabetes als Ursache für Hörverlust

Der Deutsche Schwerhörigenbund e.V. (DSB) schätzt, dass 19 % der deutschen Bevölkerung über 14 Jahre hörbeeinträchtigt sind. Dass das Hörvermögen im Alter nachlassen kann und dass man schon als junger Mensch seine Ohren durch zu laute Musik schädigen kann, ist bekannt. Aber auch zu hohe sowie zu niedrige Blutzuckerwerte können auf Dauer die Nerven im Gehörgang schädigen. Diabetes mellitus ist damit ebenfalls ein Risikofaktor für Gehörverlust – und Probleme mit dem Hören eine weitere mögliche Folgeerkrankung von Menschen mit Diabetes.
Konkret kommt Studien zufolge eine Schwerhörigkeit bei Menschen mit Diabetes etwa doppelt so häufig vor wie bei Menschen ohne Diabetes – und das sowohl im hohen als auch niedrigen Frequenzbereich. Schon mit Prädiabetes erhöht sich die Rate der Gehörverluste demnach um 30 %.
Der Grund: Über die Zeit können bei gestörten Blutfettwerten und hohem Blutdruck zu hohe Blutzuckerwerte kleine Blutgefäße und Nerven im Innenohr beschädigen. Niedrige Blutzuckerwerte können dann dazu führen, dass die Weiterleitung der Nervensignale vom Innenohr zum Gehirn nachhaltig gestört ist. Beides kann zum (irreversiblen) Gehörverlust führen.
Was tun bei Hörschwierigkeiten?
Eine normnahe Blutzuckereinstellung ist folglich die beste Vorsorge – sowie regelmäßige Kontrollen. Auf gesundheitspolitischer Ebene ist das Thema noch recht neu. Die „Centers for Disease Control and Prevention (CDC)“, eine US-amerikanische Behörde des dortigen Gesundheitsministeriums, empfiehlt eine Untersuchung bei Neudiagnose mit Diabetes und im Anschluss eine jährliche Kontrolle bei Ohrenarzt. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat noch keine entsprechende Leitlinie dazu veröffentlicht.
Wenn sich das Hörvermögen verändert oder verschlechtert, sollte man als Mensch mit Diabetes aber dennoch unbedingt einen Arzt/eine Ärztin konsultieren. Gemeinsam kann man die Ursache für die Hörschwierigkeiten erforschen. Einige Medikamente können sich ebenfalls negativ aufs Gehör auswirken.
Generell sollte man „hellhörig“ werden, wenn man etwa Probleme hat, Unterhaltungen zu folgen, wenn man andere häufiger bittet, lauter zu sprechen, oder wenn man die Lautstärke an Radio und Fernseher erhöht. Auch Probleme mit dem Gleichgewicht können aus Störungen im Innenohr resultieren. Und: Häufig bemerkt das eigene Umfeld noch vor einem selbst, wenn das Hörvermögen nachlässt.
Text: Susanne Löw, freie Journalistin
Quellen: https://diatribe.org/diabetes-and-hearing-loss?omhide=true; https://www.cdc.gov/diabetes/managing/diabetes-hearing-loss.html; https://www.schwerhoerigen-netz.de/statistiken/?L=0
Weitere Quellen zum Hintergrund: https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/diabetes/news/taub-durch-zucker-diabetes_id_2075341.html; https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Viele-Diabetiker-hoeren-schlecht-280138.html; https://www.amplifon.com/de/ohrenkrankheiten/andere-ohrenkrankheiten/diabetes-und-gehoer