Maya (42) – liebenswerte Chaos-Queen

Maya
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Irgendwas ist immer. Wenn Maya morgens die Augen aufmacht, weiß sie eigentlich schon, dass der Tag anders werden wird, als sie sich das vorgestellt hat. Am heutigen Morgen zum Beispiel blinkt die WhatsApp vom 19-jährigen Sohnemann, er habe mal schnell ihr Auto nehmen müssen, da sein Moped nicht anspringt.

Dass die Network-Marketingfachfrau eigentlich das Auto ausgerechnet heute dringend gebraucht hätte, interessiert niemanden. Improvisation ist mal wieder gefordert, wie so oft in ihrem Leben als dreifache Mutter.

Maya ist jung Mutter geworden, mit 21. Ihr Schwangerschaftsdiabetes wird per Zufall festgestellt. Sie muss zwei Wochen ins Krankenhaus, bekommt Insulin und eine Ernährungsschulung. Da sie eine hohe Affinität zur Medizin hat, verschlingt sie die Literatur. Bei der 2. Schwangerschaft ernährt sie sich konsequent nach der LOGIMethode, misst 3- bis 4-mal den Blutzucker täglich. Sie will eine weitere Krankenhauseinweisung unbedingt vermeiden. Bei der 3. Schwangerschaft hat sie ihren Schwangerschaftsdiabetes gut im Griff. Sie nimmt sogar 14 kg ab. Mit 26 ist sie dreifache Mutter: zwei Söhne, eine Tochter. Das Leben fordert sie jeden Tag, ein Rauf und Runter, wie mit dem Gewicht. Schon als Kind war sie nicht gertenschlank, sie selbst macht ihren „afrikanischen Knochenbau“ dafür verantwortlich, der Vater stammt aus Nigeria. Das Gewicht schwankt ihr ganzes Leben, doch irgendwann geht es nur noch bergauf. 2008 wiegt sie 150 kg bei einer Größe von 1,70 m. Sie zieht die Reißleine und nimmt ab, ganze 50 kg gelingen ihr.

Aber ihre „Body Struggle Journey“, also ihr Kampf mit dem eigenen Körpergewicht, geht weiter. Vielleicht auch, weil sie als Mutter viel zu wenig Zeit für sich selbst hat. Die Kinder gehen vor. Das thematisiert sie auch in ihrem wöchentlichen Podcast „Born to inspire“, in dem sie ihren Hörern ihre Erfahrungen weitergibt, eine Art spirituelle Lebensberatung. 2018 geht es ihr physisch immer schlechter, sie reist von Endikrinologe zu Endikrinologe, bis 2020 endlich ein Diabetes Typ 2 festgestellt wird mit einem HbA1c von 8,1. Mittlerweile wiegt sie wieder 132 kg. Sie schafft es mit 1000mg Metformin morgens und abends runter auf 123 kg, aber der Blutzucker spielt nach wie vor verrückt. In einer Adipositasberatung wird ihr eine bariatrische OP vorgeschlagen, im November 2020 erhält sie einen Schlauchmagen. Seitdem hat sie 30 kg abgenommen, ihr Gewicht hat sich bei 92 kg eingependelt. Das scheint ihr Wohlfühlgewicht zu sein, denn was sie auch unternimmt, es wird nicht weniger. Dabei ist Maya alles andere als ein Bewegungsmuffel: Sie geht 4 x am Tag mit den Hunden, ist im Fitnessstudio und macht Squads, während sie die Wäsche aufhängt. Aber immerhin dankt es ihr ihr Diabetes: Der Nüchternwert liegt bei 85 – 89 mg/dl, ihr Diabetes schläft derzeit, auch wenn er jederzeit wieder ausbrechen könnte. Damit dies nicht eintritt, investiert Maya seit der OP erst recht in gutes, gesundes Essen und achtet auf die Tellermethode, die Portionen sind zudem kleiner geworden. Sie kocht gerne und vielseitig und immer ohne Zucker: mediterran, orientalisch, afrikanisch. Ihr Mann ist seit 1 ½ Jahren Vegetarier, nur selten gibt es Fleisch für die Kinder. Eins hat sich seit der OP aber verändert: Maya hat neuerdings Heißhunger auf Schokolade. Vielleicht aber auch, weil sie das turbulente Leben ihrer Familie weiter auf Trab hält, manchmal fühlt sie sich, als habe sie schon fünf Leben hinter sich. Irgendwas ist immer.