Hautbeschwerden und Diabetes
Diabetes kann zu unterschiedliche Veränderungen der Haut führen. Diese werden z.B. durch hohe Blutzuckerwerte, durch Medikamente oder auch durch die Klebstoffe für die Befestigung von Sensoren und/oder Kathetern ausgelöst. Zum Teil ist die Ursache auch unbekannt. Rund 80 % der Menschen mit Diabetes sind betroffen, besonders häufig treten Hautveränderungen bei Menschen mit langfristig erhöhten Blutzuckerwerten auf.
Hautveränderungen durch den Diabetes
Hohe Blutzuckerwerte sind bei Menschen mit Diabetes der Hauptgrund für Veränderungen der Haut. Der erhöhte Blutzucker kann verschiedene Stoffwechselprozesse auslösen, die wiederum zu komplexen Störungen in den Hautzellen und im Bindegewebe der Haut führen können. Hohe Blutfett- und Harnsäurewerte erhöhen das Risiko für Hautveränderungen weiter, dies betrifft vor allem Menschen mit Typ-2-Diabetes.
Dementsprechend kann eine Glukoseeinstellung, die langfristig im Zielbereich liegt, Hautveränderungen verhindern. Eine frühzeitige Diagnose der Hauterkrankung kann zudem dazu beitragen, ein Fortschreiten der Folgeerkrankungen an der Haut und den damit zusammenhängenden Geweben zu verhindern. Menschen mit Diabetes sollten daher täglich ihre Haut untersuchen und diese regelmäßig pflegen. Treten Hautveränderungen auf, sollten sie darüber frühzeitig mit ihren Ärzt*innen sprechen.
Hauterkrankungen durch Medikamente
Medikamente zur Behandlung des Diabetes können, wie alle anderen Medikamente, allergische Reaktionen auslösen. Die Bandbreite der möglichen Veränderungen ist hier groß, von lokaler Rötung über Quaddeln (der sogenannten Nesselsucht oder Urtikaria) und Juckreiz bis zum anaphylaktischen Schock.
- Metformin kann in seltenen Fällen schwere allergische Hautreaktionen auslösen, wird aber auch zur Behandlung von Hautkrankheiten wie Akne und Acanthosis nigricans eingesetzt.
- Sulfonylharnstoffe können, v.a. in Verbindung mit Sonnenlicht und Alkohol, zu Rötungen und trockenen, juckenden Stellen führen, die sich aber in der Regel von selbst zurückbilden.
- Hautveränderungen durch Insulin sind heutzutage selten. Im Bereich der Einstichstellen können sich aber Veränderungen des Unterfettgewebes, sogenannte Lipodystrophien, bilden. Die beste Vorbeugung ist hier der regelmäßige Wechsel der Injektionsstelle.
Infektionen der Haut
Bei Menschen mit Diabetes kommen häufig Infektionen der Haut vor, da durch eine hohe Glukosekonzentration in der Haut sowie das gestörte Immunsystem die Haut ihre Barrierefunktion verliert. Dies erleichert die Ausbreitung von Bakterien und Pilzen.
- Infektionen durch Bakterien umfassen u.a. die Wundrose (Erysipel) und die Zwergflechte (Erythrasma). Bei der Wundrose treten scharf abgegrenzte, rote Stellen der Haut auf, die sich rasch ausbreiten. Weitere Symptome sind geschwollene Lymphknoten, Fieber, Schüttelfrost und Abgeschlagenheit. Zwergflechte tritt meist in Körperbereichen wie Achseln oder Leistengegend auf, wo es zu starker Schweißbildung kommt. Dort entstehen rotbraune, schuppige Stellen, die aber nur selten jucken.
- Zu den Pilzinfektionen gehören Candida-Infektionen sowie Tinea (Dermatophytose, Mattenbrand). Candida-Infektionen sind durch einen Hefepilz ausgelöste Veränderungen der Haut im Mund, an Hautfalten sowie im Genitalbereich, die jucken, nässen und brennen. Bei der Tinea hingegen sind die Auslöser Fadenpilze. Diese Infektion der Haut sind als offenen Stellen mit weißlichen Rädern zu erkennen und treten oft am Fuß und in den Zehenzwischenräumen auf („Fußpilz“).
Hauterkrankungen, die oft im Zusammenhang mit Diabetes auftreten
Außerdem gibt einigen Hauterkrankungen, die zwar nicht durch den Diabetes ausgelöst werden, dennoch aber bei Menschen mit Diabetes häufig auftreten:
- Juckreiz: Etwa ein Drittel aller Menschen mit Diabetes leiden unter trockener und juckender Haut, da ihre Hautbarriere durch verminderte Produktion von Schweiß und Talg gestört ist. Durch Kratzen verursachte Wunden können zudem leicht mit weiteren Erregern infiziert werden.
- Pseudoacanthosis nigricans: Bei dieser Erkrankung treten unscharf begrenzte, grau-bräunliche und samtartige Stellen auf der Haut auf, häufig am Nacken, in den Achselhöhlen, Gelenkbeugen oder in die Leistenregion. Die Ursachen sind unklar, allerdings besteht bei den Betroffenen häufig eine Insulinresistenz.
- Diabetisches Sklerödem: Hierbei handelt es sich um Veränderungen des Bindegewebes, die durch „Verzuckerung“ von Eiweißen (sogenannte Bildung von AGE-Produkten) in der Haut und den darunterliegenden Strukturen entstehen. Dadurch verändern sich die Kollagenfasern der Haut, was wiederum zu einer Verminderung der Elastizität von Haut und Gelenken führt. Dadurch kann es zu Veränderungen an den Händen (eine Verdickung der Sehnen, Gelenkversteifungen oder Stiff-Hand-Syndrom, schnellende Finger oder Karpaltunnelsyndrom), an den Füßen (Störungen der Beweglichkeit im Sprunggelenk und den Zehengelenken) sowie an den Schultern („Frozen Shoulder“) kommen.
- Gelbknoten (Xanthome): Diese orange-gelblichen, knotenartigen Fettablagerungen werden durch eine Fettstoffwechselstörung bei hohen Cholesterinwerten ausgelöst. Sie gehen oft mit dem Diabetes einher, sind aber weitgehend harmlos.
- Pigmentstörungen oder Diabetische Dermopathie: Vor allem an den Unterschenkeln können rotbraune scharf abgegrenzte Flecken auftreten, die in der Regel schmerzlos sind. Die genaue Ursache dafür ist unklar, es gibt aber Vermutungen, dass Veränderungen an den kleinsten Blutgefäßen eine Rolle spielen.
- Weißfleckenkrankheit (Vitiligo): Hierbei kommt es durch zu scharf begrenzten, weißen Flecken auf der Haut, die meist zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr auftreten. Diese Hautveränderungen finden sich häufig bei Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Typ-1-Diabetes.
Behandlung der Hautveränderungen
Aufgrund der Vielzahl und Bandbreite der diabetischen Hauterkrankungen gibt es keine allgemein gültige Therapie: Manche Erkrankungen sind harmlos, anderen bedürfen der ärztlichen Behandlung.
Wichtig ist zunächst, Hautveränderungen zu erkennen. Daher sollte die Haut regelmäßig untersucht werden, um frühzeitig eine Therapie einzuleiten zu können. Da viele Hautveränderungen durch hohe Blutzuckerwerte ausgelöst werden, sollte langfristig eine stabile Stoffwechseleinstellung mit HbA1c-Werten zwischen 6,5 und 7,5 % angestrebt werden. Weiterhin ist eine konsequente Wundbehandlung wichtig. Bei durch Medikamente verursachten Hauterkrankungen ist eine Therapieumstellung notwendig.
Zudem kommt es bei Diabetes oft zu Hauttrockenheit. Diese kann durch angepasste Hautpflege verbessert werden, z.B. durch Ölbäder, harnstoffhaltige Cremes oder eine Lichttherapie. Häufiges Waschen und v.a. lange Wannenbäder sollten vermieden werden.
Bei schwerwiegenderen Erkrankungen, wie beispielsweise einer Infektion durch Pilze oder Bakterien, können Ärzt*innen geeignete Medikamente wie Antipilzmittel oder Antibiotika verschreiben. Bei Pilzinfektionen ist außerdem wichtig, betroffenen Bereiche gut zu reinigen und zu pflegen sowie Kleidung bei 60 Grad Celsius zu waschen.
Hautveränderungen durch Pflasterklebstoffe
Neben den Hauterkrankungen, die durch den Diabetes ausgelöst werden oder mit dem Diabetes einhergehen, können auch die Klebstoffe, die bei Nutzung von moderner Diabetes-Technologie eingesetzt werden, Hautveränderungen auslösen. Die Klebstoffe sind zwar im Laufe der Jahre immer hautfreundlicher geworden, doch es gibt immer noch zahlreiche Menschen mit Diabetes, die Probleme mit Hautirritationen (irritative Kontaktdermatitis) oder allergischen Reaktionen haben.
Hautirritationen wie rissige Haut, Rötungen oder Juckreiz an den Pflasterstellen treten sehr häufig auf (bis zu 70 % der Nutzer*innen). Sie werden ausgelöst durch trockene Haut, Schwitzen unter dem Pflaster oder Reibung und treten intermitierend auf, also mal stärker, mal schwächer. Wichtigste Therapie ist hier eine gute Hautpflege der oft sehr trockenen Stellen nach Ablösen der Pflaster sowie ein regelmäßiger Wechsel der Legestellen.
Bei einem allergischen Kontaktexzem, das wesentlich seltener ist, treten die Beschwerden oft erst nach Monaten auf. Es zeigen sich Rötungen, Papeln, gelbliche Bläschen und Juckreiz, die deutlich stärker ausfallen als bei den Hautirritationen. Die Sensibilisierung gegen das Allergen – z.B. Pflasterklebstoff oder auch Katheder- und Gehäuseverklebungen – bleibt in der Regel lebenslang bestehen. Neben guter Hautpflege der Klebestellen ist hier auch die Nutzung von Schutzsprays und -pflaster, Kortisoncremes und speziellen Mitteln zum Lösen der Pflaster möglich.
Video zu diabetesbedingten Hautveränderungen
Einen guten Überblickt über diabetesbedingte Hautveränderungen und besonders Hautveränderungen durch moderne Diabetestechnik gibt Ihnen auch der Vortrag "Hilfe, es juckt und schuppt!", den die Hautärztin Dr. Stefanie Kamann anlässlich des Weltdiabetestags 2020 aufgenommen hat.
Dissemond, J.: Dermatologische Krankheitsbilder bei Diabetes mellitus. In: Diabetologe, 2017, 13: 525-535
Konstantinow, A.: Diabetesassoziierte Hauterkrankungen – Verkannte Dermatosen. In: Dtsch Arztebl, 2016, 113: 16
DiabInfo: Hautkrankheiten bei Diabetes. https://www.diabinfo.de/leben/folgeerkrankungen/haut.html [zuletzt abgerufen 22.03.2024]