Typ-2-Diabetes und Diabetestechnologie (Teil 3): Smarte Therapieunterstützung / DiGA

Ein Smartphone wird in der Hand gehalten
© Shutterstock

CGM-Systeme und Smartpens haben großes Potenzial, Menschen mit Typ-2-Diabetes bei der Glukoseüberwachung und Stoffwechselkontrolle zu helfen. Doch Technologie in Form digitaler Anwendungen kann auch noch auf andere Art hilfreich sein. „Decision Support Systems“, also Software-Lösungen, die beispielsweise bei Therapieentscheidungen unterstützen, sammeln und analysieren Daten. Dank künstlicher Intelligenz können sie konkrete Antworten auf Fragen geben, etwa: Wie viel Insulin soll ich spritzen? Sowohl Diabetes-Teams als auch Menschen mit Diabetes profitieren davon.

Studien belegen die Funktionalität und Wirksamkeit solcher Lösungen. „Wenn Decision Support Systeme in therapeutische Prozesse eingebunden werden, kann das eine wertvolle Unterstützung für Menschen mit Diabetes bedeuten“, bekräftigt Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE, Internist und Diabetologe DDG. „Dennoch glaube ich, dass Decision Support Systeme unter anderem aufgrund unseres Datenschutzes leider in nächster Zeit nicht nach Deutschland kommen werden.“

Hilfe per App & Co: Digitale Gesundheitsanwendungen

Anders sieht das bei den Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) aus. Im Dezember 2019 trat in Deutschland das Digitale-Versorgung-Gesetz in Kraft. Damit können Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen entsprechende Produkte verordnen, die Kosten tragen die Krankenkassen. Aber was ist eine DiGA eigentlich? Dabei handelt es sich um Lösungen auf Basis digitaler Technologien, die Betroffene bei einer medizinischen Indikation im Prozess der Erkrankung begleiten, unterstützen und Symptome lindern. Nicht als Ersatz einer medizinischen Betreuung, sondern als Ergänzung. DiGAs können in Form einer App oder auch einer Anwendung genutzt werden, die im Internetbrowser am PC aufgerufen wird. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entscheidet dabei nach einer Prüfung, welche neuen Produkte als erstattungsfähige digitale Gesundheitsanwendungen zugelassen werden.

„DiGAs können Menschen mit Diabetes – gerade Menschen mit Typ-2-Diabetes in Kombination mit Adipositas  – im therapeutischen Prozess enorm auf sinnvolle und einfache Weise unterstützen“, konkretisiert Dr. Kröger. Anwendungen wie „zanadio“ und „Oviva Direkt“ für Adipositas können laut dem Mediziner bei krankhaftem Übergewicht dabei helfen, sein Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu verändern. Für den Diabetesbereich nennt er beispielhaft die Lösung „Vitadio“, die über tägliche Aufgaben und Nachrichten Lebensstil und Selbstmanagement verbessern sollen. Auch die DiGA „PINK! Coach“, eigentlich entwickelt zur Begleitung bei Brustkrebs, hält Kröger dank ihrer Hilfe bei Bewegungs- und Ernährungsthemen für gelungen.

Digitalisierung mit großem Potenzial

Kröger ist sich sicher, dass noch viele weitere DiGA folgen werden, aber: „Aktuell haben DiGA noch viel zu wenig Fahrt aufgenommen, weil auch in den Praxen die Wertigkeit und das Bewusstsein für diese Anwendungen noch nicht weit verbreitet sind.“ Wichtig sei es zudem, dass DiGA so angelegt sind, dass auch die Praxen im Therapieprozess eingebunden sind und die Apps und Anwendungen nicht losgelöst von den Behandelnden laufen.

Auch wenn DiGA laut BfArM nicht für Personen gedacht sind, die Unterstützung zur allgemeinen gesundheitlichen Prävention (Vorbeugung) oder Gesundheitsförderung suchen, erkennt Kröger auch hierfür Möglichkeiten. „Bei Prädiabetes oder wenn ein Risiko für Typ-2-Diabetes vorliegt, könnten DiGA optimal in dieser Phase weiterhelfen. In Amerika und England gibt es bereits für diese Zielgruppe abgestimmte, digitalisierte Schulungsprogramme. Menschen wollen nämlich durchaus auch frühzeitig Hilfe in Anspruch nehmen – wir müssen aber die passenden Wege dafür finden. Digitale Lösungen können dabei eine wichtige Rolle spielen.“

 

Weitere Informationen zu DiGA finden sich auf der Webseite des BfArM.

 

Die Serie „Typ-2-Diabetes und Diabetestechnologie“ im Überblick:

Alle Teile der Serie

Teil 1: CGM-Systeme 
Teil 2: Smartpens 
Teil 3: Smarte Therapieunterstützung / DiGA
Teil 4: Insulinpumpen

Text: Susanne Löw, freie Journalistin