Amylin

Amylin Schaubild
© Thieme Verlagsgruppe

Amylin ist ein Hormon, das die Bauchspeicheldrüse bildet. Zusammen mit dem Hormon Insulin wird es von den Beta-Zellen nach der Nahrungsaufnahme in die Blutbahn ausgeschüttet, um die Blutzuckerwerte zu stabilisieren, allerdings in einer viel geringeren Menge als Insulin. Das tut es vermutlich, indem es die Abgabe von Glucagon hemmt und dadurch die Glucosefreisetzung aus der Leber unterdrückt – der Blutzuckerspiegel bleibt stabil. Das Hormon Amylin spielt auch eine Rolle bei der Langzeitregulation der Nahrungsaufnahme. Es verstärkt das Sättigungsgefühl und verzögert die Entleerung des Magens.

Forscher untersuchen, inwieweit Amylin als Appetitzügler oder als ergänzendes Mittel zu Insulin zur Behandlung von Diabetes Typ 1 und Typ 2 eingesetzt werden kann. Denn ist die Funktion der Betazellen der Bauchspeicheldrüse wie beim Diabetes Typ 1 vollständig oder wie beim Diabetes Typ 2 teilweise außer Kraft gesetzt, können Insulin noch Amylin nicht oder nicht ausreichend gebildet werden, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Insulin spielt hierbei die weit wichtigere Rolle und kann in der Therapie daher nicht komplett durch Amylin ersetzt werden.

In den USA ist ein Medikament bereits bei Diabetes Typ 1 und insulinpflichtigem Typ 2 in Kombination mit Insulin zugelassen, dass die Funktion von Amylin nachahmt. Es handelt sich um das Amylin-Analogon Pramlintide.

Entdeckt wurde das Hormon als Ablagerung vieler Amylin-Moleküle in Form eines Aggregats (Amyloid) in den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Durch das Amyloid-Aggregat entsteht eine Funktionsstörung der Beta-Zellen, die Insulinsekretion und Insulinabsorption sind defekt. Wissenschaftler vermuten daher, dass diese Amyloid-Aggregatbildung eine Rolle in der Entstehung des Diabetes Typ 2 spielt.

Es wird diskutiert, ob Amylin auch autokrine und parakrine Funktion hat, das heißt direkt auf die Zellen der Langerhansschen Inseln wirkt. Im Gegensatz zur beschriebenen endokrinen Ausschüttung gelangen die Hormone dabei nicht über das Blut zu ihren Zielzellen.

 

Quellen:

Per Westermark , Arne Andersson , Gunilla T. Westermark “Islet Amyloid Polypeptide, Islet Amyloid, and Diabetes Mellitus”, Physiological Reviews Published 1 July 2011 Vol. 91 no. 3, 795-826 DOI: 10.1152/physrev.00042.2009 

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Aktueller Stand: Juni 2015, Prof. Dr. Dr. H.-G. Joost