Mit Diabetes mellitus den Sommer genießen – Vorsicht an Badeseen und am Meer:

Bei Abkühlung in Naturgewässern besonders auf Glukosespiegel und Hautverletzungen achten

Jugendliche springen in den See
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Berlin

In vielen Regionen Deutschlands ist jetzt erst richtig Sommer: Bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius suchen viele Menschen Abkühlung und Spaß im Wasser. Durch die Einschränkungen bei Freibadbesuchen und Auslandsreisen aufgrund der Corona-Pandemie wird das Schwimmen in Seen, Flüssen sowie Nord- und Ostsee eine immer beliebtere Alternative. Die gemeinnützige Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe rät Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2, auch im Freien an Orten mit vielen Besuchern auf die Corona-Abstandsregeln zu achten. Darüber hinaus vermehren sich bei heißen Temperaturen vor allem in der Nord- und Ostsee Vibrionen. Diese Bakterien können über Hautverletzungen in den Körper gelangen und schwere Infektionen verursachen. Außerdem gibt es an vielen Naturgewässern keine Badeaufsicht. diabetesDE empfiehlt Menschen mit insulinbehandeltem Diabetes Typ 1 oder Typ 2 daher, an solchen Badestellen besonders häufig den Glukosespiegel zu kontrollieren und nur bei stabiler Stoffwechsellage schwimmen zu gehen.

Die Corona-Pandemie schränkt nicht nur unseren Alltag, sondern auch die sommerliche Urlaubs- und Freizeitgestaltung ein. Viele Menschen verbringen ihren Urlaub im eigenen Land statt in der Ferne. Bei den derzeit hohen Temperaturen ist auch ein spontaner Freibadbesuch meist nicht möglich, Eintrittskarten sind nur mit Voranmeldung und Zeitlimit erhältlich. Daher zieht es Badegäste vermehrt an Seen, Baggerweiher, Flüsse oder an die Nord- und die Ostsee. „An diesen Orten geraten die unverändert gültigen Corona-Abstandsregeln schnell in Vergessenheit“, sagt Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. „Trotzdem sollte jeder darauf achten, sie auch im Freien einzuhalten“, so der Diabetologe.

Für insulinbehandelte Menschen mit Diabetes Typ 1 oder 2 gelte zudem, gerade an natürlichen Gewässern ohne Badeaufsicht den Glukosespiegel besonders im Auge zu behalten und die Insulinmenge gegebenenfalls anzupassen, um eventuell auftretenden Unterzuckerungen beim Schwimmen vorzubeugen. „Hier können Hypoglykämien leicht unerkannt bleiben, wenn zum Beispiel ein Zittern der Hände fälschlicherweise auf die Wassertemperatur zurückgeführt wird“, erklärt Professor Haak. Zum einen steige in sehr kaltem Wasser der Energieverbrauch aufgrund des höheren Verlusts der Körperwärme und durch die Bewegung. Zum anderen wirke bei hohen Sommertemperaturen bei manchen Betroffenen das Insulin viel schneller.

Insulinpumpenträger können ihre Pumpe vor dem Gang ins Wasser ablegen. Die in das Fettgewebe der Haut eingestochene Kanüle verbleibt am Bauch - geschützt durch ein wasserdichtes Katheterpflaster. „Erst wenn der Glukosespiegel zwischen 120 und 180 mg/dl liegt, darf die Insulinpumpe abgekoppelt werden“, betont Professor Haak. Bei einem niedrigeren Wert sollten Menschen mit Diabetes vorher einen kleinen kohlehydratreichen Snack essen. Ist der Glukosespiegel hingegen zu hoch, helfe eine Extradosis Insulin. Darüber hinaus empfiehlt der Diabetologe, das Insulin selbst und alle anderen Therapieutensilien nicht der direkten Sonne auszusetzen und diese in einer Kühlbox/-tasche oder Thermosflasche mitzunehmen.

Menschen mit Diabetes, die in der Nord- oder Ostsee schwimmen gehen, sollten sich bei hohen Temperaturen am Badeort über möglicherweise dort aufgetretene Vibrionen informieren, ihre Haut hinterher auf Wunden kontrollieren und bei schlechter Heilung sowie weiteren Beschwerden einen Arzt aufsuchen: Bei Vibrionen handelt es sich um Bakterien, die sich in heißen Sommern vor allem in Salzwasser stark vermehren, über kleine Hautverletzungen in den Körper gelangen und schwere Infektionen mit starken Schmerzen, Fieber, Schüttelfrost und einer Blutvergiftung hervorrufen können.