Weltgesundheitstag am 7. April 2024: „Meine Gesundheit, mein Recht“

diabetesDE fordert erneut die Umsetzung der „Nationalen Diabetesstrategie“

Bundestag
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Berlin

Anlässlich der Gründung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 1948 findet jedes Jahr am 7. April der Weltgesundheitstag statt. Das internationale Motto für 2024 lautet „My health, my right" beziehungsweise in Deutschland: „Meine Gesundheit, mein Recht“. Im Rahmenprogramm Gesundheitsforschung der Bundesregierung steht in Leitlinie I: „Der Mensch im Mittelpunkt“. Für Menschen mit Diabetes mellitus und jene mit einem hohen Erkrankungsrisiko sei das jedoch nicht die Realität, mahnt die gemeinnützige Gesundheitsorganisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe an. Mittlerweile gibt es hierzulande 8,7 Millionen diagnostizierte Menschen mit Typ-2-Diabetes und 372000 mit Typ-1-Diabetes. Bevölkerungsbasierte Studien gehen von 13,1 Millionen Menschen zwischen 18 und 79 Jahren mit einem Prädiabetes (20,8%) aus. diabetesDE fordert, die bereits 2020 beschlossene „Nationale Diabetesstrategie“ endlich umzusetzen. 

Trotz des Regierungswechsels Ende 2020 und der Ankündigung der regierenden Parteien (Ampelkoalition aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP), „mehr Fortschritt wagen“ zu wollen, blieben die von Menschen mit Diabetes so sehr erhofften Maßnahmen zum Eindämmen der Diabetespandemie aus. „Mit mittlerweile 11 Millionen Menschen mit Diabetes inklusive Dunkelziffer scheint die Politik billigend in Kauf zu nehmen, dass Diabetes die Pandemie ist, die bleibt“, sagt Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Der 2020 im Bundestag noch unter der alten Regierung verabschiedete Antrag auf eine Nationale Diabetesstrategie wurde in keinem einzigen Ressort des neuen Kabinetts weiterverfolgt. „Die fehlenden Maßnahmen wurden von den Gesundheitspolitikerinnen und -politikern der Regierungsparteien mit aktuellen Ereignissen wie dem Ukraine-und Nah-Ost-Krieg und der Wirtschafts- und Energiekrise erklärt“, kritisiert Kröger.

Wo bleibt der „Nationale Präventionsplan“?
Die Ampelkoalition müsste ihren eigenen Koalitionsvertrag abarbeiten, in dem von einem „Nationalen Präventionsplan“ die Rede ist, der unter anderem konkrete Maßnahmenpakete zu Diabetes mellitus vorsieht. So begrüßte diabetesDE zusammen mit anderen Organisationen des Wissenschaftsbündnisses DANK (Deutsche Allinaz für Nichtübertragbare Krankheiten), dass an Kinder unter 14 Jahren gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt bei Sendungen nicht mehr zulässig sein sollte. Bundesernährungsminister Cem Özdemir erarbeitete einen tiefgreifenden Vorschlag hinsichtlich des Kinderschutzes vor ungesunden Lebensmitteln. Doch das Vorhaben ist ins Stocken geraten, denn die FDP möchte bislang keine Werbeeinschränkungen zulassen. 

Zuckersteuer – England als erfolgreicher Vorreiter
Auch das Thema Zuckersteuer wurde bis jetzt in der Ampelregierung nicht weiterverfolgt. Dabei gäbe es auch hier positive Beispiele aus dem Ausland: Eine im April 2018 in Großbritannien eingeführte Zuckersteuer führte dort nachweislich zu einem niedrigeren Zuckergehalt in Getränken. Gleichzeitig stieg der Absatz von Wasserflaschen und zuckerarmen Getränken im Land um 40%. „Das hätten wir uns auch für Deutschland gewünscht, denn die Wissenschaft kann seit Langem belegen, dass zu viel Zucker Übergewicht und Typ-2-Diabetes fördern kann“, kommentieren –Kröger und Nicole Mattig-Fabian, Geschäftsführerin von diabetesDE. Die ersten Ergebnisse einer Studie der Cambridge University zu den Auswirkungen der Zuckersteuer auf das Übergewicht zeigten: Die Zuckersteuer auf Softdrinks verringerte die Adipositasrate bei 10- und 11-jährigen Mädchen um 8%.

Gesundheitsförderung statt -reparatur
„Mehr Fortschritt brauchen wir vor allem bei einer Reform des gesamten Gesundheitssystems – weg von einem Reparatursystem hin zu einem Gesundheitssystem, bei dem Gesundheitsförderung Priorität genießt“, ist Mattig-Fabian überzeugt. 

Die Wunschliste der Diabetes-Community an Minister Lauterbach lautet daher unverändert: 
1. Paradigmenwechsel zu einer effektiven Primärprävention des Diabetes mellitus Typ 2 mit verbindlichen verhältnispräventiven Maßnahmen
2. sektorenübergreifende Versorgung patientenorientiert und individualisiert voranbringen,
3. Digitalisierung und Telemedizin ausbauen, Datenschutz und Datensouveränität sichern,
4. bundesweit einheitliche Regelung für die Betreuung von Kindern mit Typ-1-Diabetes in Kita und Schule,
5. Forderung nach einem Patientinnen-/Patientenstimmrecht statt reinen Anhörungsrechts im G-BA.