
Er ist der Star unter den winterlichen Kohlsorten: Grünkohl ist reich an Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen. Dazu einfach und schnell zu kochen und ideal als Tiefkühlgemüse. Und Grünkohl spielt sogar in der Bundespolitik eine deftige Rolle.
Grünkohl, auch bekannt als Braun-, Blatt- oder Krauskohl, gehört zur Kohlfamilie. Wenn der erste Frost die Felder überzogen hat, entwickelt er seinen typischen, würzigen Geschmack. Der Frost macht das Zellgewebe der Kohlblätter lockerer, was ihn bekömmlicher und milder im Eigengeschmack macht. Ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeer kommend, ist Grünkohl heute ein beliebtes Wintergemüse aus heimischen Gefilden. Angebaut wird er hierzulande überwiegend im Norden und Nordwesten der Republik. Hauptsaison heimischer Grünkohlernte ist die Zeit von Oktober bis Februar.
Reich an Vitamin C und A
In Grünkohl stecken kleine Mengen an Pflanzeneiweiß, kaum nennenswerte Kohlenhydratmengen, nahezu kein Fett und reichlich Ballaststoffe. Eine 150 g-Portion frischer Grünkohl trägt zum Auffüllen des täglichen Ballaststoffbedarfs zu 15 % bei. Auch für die Figur tut er Gutes, denn die Gemüseportion enthält gerade einmal 65 kcal.
Mit im Vitalstoffpaket des Krauskohls sind B-Vitamine, Calcium, Kalium, Eisen, Mangan, Jod, Selen und Chrom. So bietet sich Grünkohl als pflanzlicher Calciumlieferant bestens an. Das ist besonders wichtig für Menschen, die vegan leben. Außerdem ist er einer der besten Lieferanten von Vitamin A und Vitamin C. Die 150-g-Portion Grünkohl deckt den täglichen Vitamin C-Bedarf erwachsener Menschen zu 150 %. Als ob das nicht schon genug des Guten wäre, gibt es on Top noch sekundäre Pflanzenstoffe, welche als antioxidativer Zellschutz fungieren und den Körper vor freien Radikalen schützen.
Küchenfertigen Kohl schnell verarbeiten
Grün, straff und elastisch sollten die Blätter des Grünkohlkopfes sein und fest am Strunk haften. Welke, gelb verfärbte Blätter sind ein Zeichen von minderer Qualität. Frischer Grünkohl wird teils auch fertig geputzt als gezupfte Blätter angeboten. Dann sollte er möglichst am Tag des Kaufs, spätestens am Folgetag noch einmal kalt gewaschen und dann gekocht werden. Frische Köpfe halten sich im Gemüsefach des Kühlschranks bis zu fünf Tage. Ob einfach nur geputzt, in Stücke geschnitten, gezupft oder verarbeitet: Grünkohl eignet sich prima zum Einfrieren.
Kohl-Klassiker für die moderne Küche
Wird Grünkohl nach dem ersten Frost geerntet, ist sein Eigengeschmack besonders aromatisch. Bestens geeignet für Salat aus rohen Blättern. Dazu den Strunk und äußere Blätter entfernen. Die inneren Blätter werden gewaschen und in mittelgroße Streifen geschnitten. Zum Grünkohlsalat passt eine klare Kräutermarinade, zum Beispiel mit getrockneten Aprikosenwürfeln.
Gekocht wird Grünkohl gerne deftig-pikant gegessen, als herzhaftes Gemüsegericht oder deftiger Eintopf. Auch gedünstet oder im Wok gegart ist das Kohlgemüse lecker. Er schmeckt besonders aromatisch in Kombination mit Lauch und Gewürznelken verfeinert.
Statt fettreichen Mettwürsten schmeckt ein herzhaftes Grünkohlgericht mit Kasseler, geräucherter Hähnchenbrust oder geräuchertem Tofu. Auch als selbst gemachte Gemüsechips bietet sich der gesunde grüne Kohl an. Dazu die Blätter waschen und gründlich trocknen. Mit wenig Öl benetzen oder besprühen und in der Heißluftfritteuse oder im Backofen knusprig backen. Wer mag, würzt sie im Anschluss mit etwas Paprikapulver. Sein deftiger Eigengeschmack braucht kein Salz als Zusatz.
Grünkohl und Pinkel
In Schleswig-Holstein ist Grünkohl mit Pinkel ein besonders beliebtes Wintergericht. Mit Speck, Gewürzen und Kartoffeln wird er zum deftigen Gemüse gekocht. Als Fleisch wird die sogenannte Pinkelwurst, eine scharf gewürzte, sehr fettige Grützwurst, gegessen. Nach dem ersten Frost werden sogar „Grünkohl-mit Pinkel-Touren“ veranstaltet. Dabei ziehen gesellige Grüppchen mit einem Bollerwagen über die Felder. Oft mit reichlich Schnaps auf der Tour. Zum krönenden Abschluss gibt es dann entweder zu Hause oder in einem Gasthof Grünkohl mit Pinkel.
Einmal Grünkohlkönig sein…
Im Rheinland gibt’s Karnevals-Prinzen, in Niedersachsen jedes Jahr einen neuen Grünkohlkönig. Wobei die Bezeichnung König hier nicht ganz richtig ist. Denn auch Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel, Rita Süssmuth oder Andrea Nahles waren bereits Grünkohl-Königinnen. Den Löwenanteil bekleiden allerdings männliche Politiker wie beispielsweise Peter Altmeier, Christian Lindner oder 2024 der amtierende Verteidigungsminister Boris Pistorius.
Zur Kontaktpflege und Vorstellung des aktuellen Grünkohlkönigs gibt es in der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin traditionell das „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“. Neben Grünkohl, der am Vortag in Oldenburg gekocht und dann in die Bundeshauptstadt gebracht wird, gibt es Pinkel, Kasseler und Speck.
Grünkohl gegen verschluckte Nähnadeln
Zahlreiche Kuriositäten ranken sich um das deftig-gesunde Kohlgemüse. Es solle Wunden heilen, lahmenden Schweinen wieder Schwung verpassen oder als Tee gegen Husten und Heiserkeit helfen.
Überlieferungen zufolge soll der Winterkohl einer Frau, die eine krumme Nadel verschluckt hatte, geholfen haben diese wieder loszuwerden. Dazu verabreichte ein niederländischer Arzt der Frau so viel Grünkohl, bis sie erbrach und damit auch die krumme Nadel zum Vorschein kam. Ganz abwegig scheint dies nicht zu sein. Denn ähnliche Wirkungen, zum Beispiel bei verschluckten kleinen Glasscherben, wird Sauerkraut zugeschrieben.
Grünkohl ist also insgesamt eine vielseitige Bereicherung des Gemüseangebots in der kalten Jahreszeit.
Ernährungswissenschaftliche Expertise: Kirsten Metternich von Wolff