Tim (10 Jahre) – der fröhliche Schlagzeuger

Tim

Tim ist ein fröhlicher Junge. Das ist bewundernswert, denn Tim hat Diabetes – und der kann mitunter ganz schön nerven. Tim kann sich heute nur noch daran erinnern, dass er sich plötzlich total schlapp fühlte, als bei ihm mit drei Jahren extrem hohe Blutzuckerwerte entdeckt wurden und Diabetes Typ 1 diagnostiziert wurde. Aber seine Mutter bestätigt im Gespräch auch das bekannteste Symptom: Unendlicher Durst. Es folgte ein zweiwöchiger Krankenhausaufenthalt in einem Einzelzimmer, da er sich während der Krankenhauszeit auch noch einen Noro-Virus eingefangen hatte. Dank einer sehr guten Schulung im Krankenhaus konnten Tim und seine Eltern den veränderten Alltag, nun mit Diabetes, gut angehen.  

Tim trägt von Beginn an eine Insulinpumpe, die ihm die lebensnotwendige Zufuhr von Insulin so einfach wie möglich macht. Er ist ein ruhiger und ausgeglichener Junge, der offen mit seiner Diabeteserkrankung umgeht.  Als er eingeschult wird, stellt er sich vor die ganze Klasse und erzählt seinen Klassenkameraden von seinem Diabetes, was zu tun ist, wenn er mal in eine Unterzuckerung gerät, welche Geräte er benutzt und na klar, dass Diabetes nicht ansteckend ist. Fast alle seine Mitschüler gehen verständnisvoll mit seiner Krankheit um, nur manche wollen anscheinend nicht verstehen, dass es für Tim lebenswichtig sein kann, wenn seine Eltern per App den Blutzucker aus der Ferne auf Unterzuckerung mitkontrollieren und er deswegen als Einziger ein Handy in die Schule mitbringen darf. Genervt ist Tim, wenn sein Gerät mit lautem Piepston eine drohende Unterzuckerung anzeigt und sich dann die anderen Kinder umdrehen. Er will nicht durch seinen Diabetes auffallen. Und blöde Kommentare wie „Lass doch dein Handy zuhause!“ oder Mitschüler, die über seinen Diabetes lachen, ärgern ihn sehr. Dann wünscht er sich umso mehr, dass es bald eine neue Bauchspeicheldrüse für ihn gäbe, die seine kaputte ersetzt, zur Not die in der Entwicklung befindliche künstliche Bauchspeicheldrüse. Froh ist er, dass er nun ein CGM trägt, dass ihn und seine Eltern auch nachts ruhiger schlafen lässt. Eine Unterzuckerung macht sich durch einen Piepston bemerkbar, ein Quantensprung zu den Zeiten, als seine Eltern jede Nacht aufgestanden sind, um seinen Zucker zu messen, egal ob er gerade in der Tiefschlafphase war oder nicht. Diese Technik ist in der Tat eine Lebensqualitätsverbesserung für die ganze Familie. 

An gewisse Einschränkungen hat er sich gewöhnt, wie zum Beispiel, dass er im Schwimmbad erst seine Pumpe abkoppeln, in seiner Blutzuckermesstasche verstauen und in Sichtweite platzieren muss, ehe er seinen Freunden ins Becken folgt. Zum Glück weiß er, dass es anderen Kindern mit Diabetes genauso geht wie ihm. Tim lässt sich nicht unterkriegen. Im Gegenteil, er hat viele Hobbys: Inliner und Kettcar fahren, Freunde treffen, Badminton spielen, Kochen (am liebsten Kartoffeln mit Lachs oder Brokkolisuppe), aber vor allem Schlagzeug spielen. Das macht er 3-4 mal die Woche und zwar richtig gut. So gut, dass er im Oktober 2019 den Wettbewerb „Diabetes-Kids-Supertalent“ gewann und live auf der Bühne der Diabetes-Charity-Gala vor 450 geladenen Gästen in Berlin performte. Seine Auszeichnung erhielt er vom Olympiasieger im Superschwergewicht Matthias Steiner, selbst Typ 1er und das große Idol von Tim. Ihn begeistert, dass Matthias Steiner allen bewiesen hat, dass man alles erreichen kann, auch mit Diabetes. Von dem großen Auftritt in Berlin hat Tim ganz viel Selbstbewusstsein mitgenommen. Wieder zu Hause im Münsterland angekommen, hat er die vielen Fragen seiner Klassenkameraden zu seinem Auftritt ausführlichst beantwortet. 

Seitdem übt er Schlagzeugspielen noch intensiver, derzeit neben „Smoke on the water“ von Deep Purple den Song „Happy“ von Pharell Williams. Fröhlichkeit passt eben einfach zu Tim.