Blasenschwäche und Stuhlinkontinenz bei Diabetes

Toilette Inkontinenz
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Inkontinenzprobleme nehmen mit dem Lebensalter zu, bei den über 70-jährigen ist ca. jeder Dritte betroffen, Frauen häufiger als Männer. Menschen mit Diabetes tragen im Vergleich zu stoffwechselgesunden Menschen ein deutlich höheres Risiko, Harnwegsbeschwerden, wie etwa eine Blasenschwäche zu entwickeln. Diese gestörte Blasenfunktion (diabetische Zystopathie) kann bis zur schweren Harninkontinenz führen. Auch eine Stuhlinkontinenz tritt häufiger auf, bei der die Betroffenen unfähig sind, Darminhalt oder Darmgase zurückzuhalten. Wie hoch das Risiko genau ist, lässt sich schwer sagen. Aktuelle Studien zeigen unterschiedliche Zahlen (s. Quellen unten).

Viele PatientInnen sprechen die Beschwerden bei Arzt oder Ärztin aus Scham nicht an. Dabei schränken diese Folgeerkrankungen des Diabetes die Lebensqualität extrem ein. 

 

Ursachen für Beschwerden des Magen-Darm- und Harntraktes bei Diabetes

  1. Nervenschäden
    Der Auslöser sowohl für Beschwerden des Magen-Darm-Traktes wie auch des Harnweges sind Nervenschädigung. Diese treten gehäuft bei Diabetes auf, wenn die Blutzuckerwerte dauerhaft zu hoch sind. Das Signal, wie voll die Blase ist, können beschädigte Nerven nicht mehr an das Gehirn weiterleiten. Die Betroffenen spüren nicht, dass die Blase voll ist, die Blasenwand wird überdehnt und verliert an Kraft.
  2. Übergewicht
  3. altersbedingte Schwäche der Beckenbodenmuskulatur
  4. Medikamente
    Beispielsweise können manche Medikamente gegen Nervenschmerzen wie Amytriptillin oder Duloxetin die Blasenentleerung verschlechtern und so zu Restharnbildung führen.
  5. Dauer der Diabetes-Erkrankung
    Je länger der Diabetes besteht und je älter die Betroffenen sind, desto größer ist das Risiko Beschwerden des Magen-Darm- und Harntraktes zu entwickeln.
  6. Östrogenmangel
    Bei Frauen in den Wechseljahren besteht durch den Östrogenmangel ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen.
  7. Restharnbildung
    Durch die diabetische Nervenschädigung kann es zur Entleerungsstörung der Blase kommen mit Restharnbildung bis hin zur Überlaufblase. Dabei tröpfelt ständig Urin aus der übervollen Blase, ohne dass Schmerzen auftreten.
  8. nichtdiabetische Ursachen
    zum Beispiel Harnröhrenverengungen, eine vergrößerte Prostata oder neurologische Störungen

Symptome

  • starker Harndrang (überaktive Blase) oder auch kein Harndrang (Überlaufinkontinenz)
  • die Blase entleert sich verfrüht, obwohl sie nicht gefüllt ist
  • kleine Mengen an Urin gehen ständig unkontrolliert verloren

Therapie

  1. Gute Blutzuckerwerte sind das A und O!
  2. Bei unwillkürlichem Harnverlust kann Beckenbodentraining helfen. Falls dies nicht ausreicht, kann Magnetstimualtions-Behandlung als Ergänzung genutzt werden.
  3. Bei Frauen nach der Menopause wird gelegentlich Östrogen lokal verabreicht.
  4. Medikamente, z.. Anticholinergika, können den Harndrang verringern. Hierbei können jedoch Nebenwirkungen auftreten, wie Verstopfung, Mundtrockenheit, schneller Pulsschlag oder Sehstörungen.
  5. Operationen kommen nur bei PatientInnen mit Belastungsinkontinenz in Frage, bei denen herkömmliche Therapien nicht wirken. Die sogenannte Kolposuspension, bei der minimalinvasiv der Blasenhals von Frauen mit Harninkontinenz angehoben wird, führt bei 75% der Patientinnen zu einer deutlichen Verbesserung der Situation.
  6. Harnableitende Techniken wie Dauerkatheter oder intraprostatische Stents können bei einzelnen älteren PatientInnen genutzt werden, wenn keine andere Therapie hilft.

Quellen: Ebbesen et al., BMC Urology 2013, 13:27  doi:10.1186/1471-2490-13-27 http://www.biomedcentral.com/1471-2490/13/27

Lifford KL, Curham GC, Hu FR, Barbieri RL, Grodstein F: Type 2 diabetes mellitus and risk of developing urinary incontinence. J Am Geriatr Soc 2005; 53: 1851–7

Der Diabetologe December 2008, Volume 4, Issue 8, pp 619-628 Date: 19 Nov 2008, Gastroenterologische Probleme bei diabetischer Neuropathie

http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/article/325583/diabetiker-geriatrische-syndrome.html

Harninkontinenz [Gesundheitsberichterstattung - Themenhefte, September 2007], Robert Koch-Institut  

Stand: 02. April 2015/Prof. Haak, Prof. Zeyfang