Überzuckerungen, Ketoazidose und Diabetisches Koma: Anzeichen erkennen, dem Notfall entgegenwirken

Junge Frau ist verschwitzt und fühlt sich unwohl

Das Ziel moderner Diabetestherapie ist, den Blutzucker weitgehend innerhalb eines festgelegten Zielkorridors oder Zielbereichs (z.B. 70-180 mg/dl bzw. 3,9-10 mmol/l) zu halten. Die genauen Zielwerte sind dabei von verschiedenen Faktoren (Diabetes-Typ, Diabetes-Dauer, Alter, Therapieform, ...) abhängig und werden daher individuell festgelegt.

Wenn Glukosewerte über 250 mg/dl bzw. 13,9 mmol/l gemessen werden, spricht man von einer Überzuckerung oder Hyperglykämie. Sehr hohe Werte können zudem dazu führen, dass der Stoffwechsel übersäuert und es zu einer diabetischen Ketoazidose kommt. In diesem Fall ist ein lebensbedrohliches diabetisches Koma möglich.

Um eine Überzuckerung und ein daraus möglicherweise entstehendes diabetisches Koma zu vermeiden, sollten Sie auf verschiedene Warnsignale achten.

 

Eine Überzuckerung erkennen

Zu den Symptomen von hohen Blutzuckerwerten gehören Müdigkeit, starker Durst, Übelkeit, aber auch Konzentrationsschwäche oder Schwindelzustände.

Es kann aus verschiedenen Gründen zu Hyperglykämien kommen, z.B.

  • unbekannter oder neu auftretender Diabetes, der noch nicht behandelt wird
  • zu wenig Insulin
  • erhöhter Insulinbedarf durch Krankheit oder Stress
  • Defekt des Insulinpens oder der Insulinpumpe
  • Medikamente wie Kortison, die den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen

Menschen mit einem insulinbehandelten Diabetes können erhöhte Werte in der Regel ganz einfach selbst regulieren, indem sie zusätzlich schnellwirksames Insulin spritzen. Bei anderen Therapieformen ist eine kurzfristige Korrektur oft nicht möglich. Bei einer leichten Hyperglykämie ist sinnvoll, viel Wasser zu trinken und abzuwarten, bis sich die Blutzuckerwerte normalisieren, bevor man wieder Nahrung zu sich nimmt. Langfristig muss aber die Therapie angepasst werden, wenn häufig Überzuckerungen auftreten, denn hohe Glukosewerte schädigen auf Dauer den Körper und es können Folgeerkrankungen auftreten.

Schwere Hyperglykämien, Ketoazidose und diabetisches Koma

Schwere Überzuckerungen können ab einem Blutzuckerwert von 250 mg/dl bzw. 13,9 mmol/l auftreten, wobei auch Werte über 1.000 mg/dl bzw. 55,5 mmol/l möglich sind. Einige Blutzuckermessgeräte zeigen bei stark erhöhten Werten „HI“ (für „HIGH“) an.

Riecht der Atem leicht süßlich und erbricht sich der/die Betroffene, kann es sich um eine lebensbedrohliche Ketoazidose handeln, die vor allem bei Typ-1-Diabetes auftritt. Bei bestimmten Medikamenten ist eine Ketoazidose aber auch bei anderen Diabetes-Typen möglich. Symptome einer Ketoazidose sind Übelkeit und Erbrechen, süßlich riechender Atem, Bewusstseinsstörungen und vertiefte Atmung.

Sofort-Maßnahmen bei einer schweren Überzuckerung

  • Bei Schläfrigkeit oder Bewusstlosigkeit die Notfall-Hotline 112 verständigen.
  • Ist die Person ansprechbar, fordern Sie sie auf, die Überzuckerung zu behandeln. Meist gibt es einen Behandlungsplan, der mit dem Diabetes-Team abgestimmt wurde. 
  • Falls möglich, sollte ein Test auf Ketone durchgeführt werden. Wenn eine Ketoazidose vorliegt und diese nicht rechtzeitig behandelt wird, kann dies lebensbedrohlich werden. 
  • Geben Sie der Person viel Wasser zu trinken.
  • Eine überzuckerte Person darf nicht alleine gelassen werden. Helfen Sie ihr in eine sichere Position, aber lassen Sie sie nicht einschlafen. 
  • Blutzucker und Gesundheitszustand müssen regelmäßig kontrolliert werden. Wenn die Ketonwerte nicht zügig in den Normalbereich zurückkehren, kann eine Krankenhauseinweisung sinnvoll sein. 

Ketoazidose und diabetischem Koma vorbeugen: Warnzeichen kennen

Menschen mit Diabetes können bei Überzuckerung in ein diabetisches Koma geraten, das auch heute noch lebensgefährlich ist. Die beste Vorsorgemaßnahme, um als Betroffene*r Stoffwechsel-Entgleisungen oder ein Koma frühzeitig zu erkennen, ist die Selbstkontrolle von Blutzucker und ggf. Ketonen. Es kann außerdem lebensrettend sein, die Zeichen des beginnenden diabetischen Komas gut zu kennen.

Zu den Anzeichen des entgleisten Diabetes mit Durst, vermehrtem Wasserlassen und Müdigkeit gesellen sich bei einem beginnenden Koma noch Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen hinzu. Vor allem die Bauchschmerzen verleiten zu Missdeutungen. Ein drohendes Diabetes-Koma wird fälschlicherweise häufig als Darminfekt, Lebensmittelvergiftung oder Blinddarmreizung gedeutet.

Außerdem findet sich in der Atemluft der Betroffenen Azeton. Der Geruch nach Azeton, der mit dem Geruch von faulen Äpfeln oder Nagellack vergleichbar ist, wird vom Betroffenen selbst meist nicht wahrgenommen.