Versteckte Zucker

Die Verwendung von Zucker in fertigen Lebensmitteln aus der Industrie zu entschlüsseln und zu verstehen, ist eine Wissenschaft für sich. Deshalb klären wir auf. Vor allem möchten wir Sie für die Tricks sensibilisieren, die dabei oftmals verwendet werden.
Lassen Sie sich von Farben und Bildern nicht täuschen
Nutri-Score, Attribute auf der Verpackung und das Kleingedruckte auf der Rückseite – all das sagt etwas darüber aus, was im jeweiligen Produkt steckt. Diesen Informationen können Sie vertrauen.
Bei anderen sollten Sie besser genau hinschauen. Lassen Sie sich nicht von ansprechenden Fotos und zarten Farben auf den Packungen in die Irre führen. Sind aktive Menschen abgebildet und dazu noch Farben wie hellgrün, hellblau und gelb, ist das jeweilige Lebensmittel nicht automatisch gesund, sprich: frei von minderwertigen Fetten, reichlich Zucker sowie künstlichen Aromen und Farbstoffen. , Auch wenn hier dieser Eindruck erweckt werden soll.
Die Visitenkarte eines Lebensmittels
Was wirklich auf verpackten Lebensmitteln zählt, steht – ähnlich wie bei vielen anderen Dingen im Leben – sehr klein gedruckt auf der Packungsrückseite. Für Menschen mit Typ 1- und Typ-2-Diabetes ist die Zutatenliste und Nährwertanalyse der beste Kompass.
- In der Nährwerttabelle sind die Werte für Energie (kcal), Fett, gesättigtes Fett, Kohlenhydrate und davon anteilig Zucker sowie Eiweiß und Salz in Gramm aufgelistet. Beachten Sie dabei, dass diese Angabe für 100 Gramm oder 100 Milliliter gemacht werden. Deshalb empfiehlt es sich zu berücksichtigen, wieviel Sie von dem jeweiligen Produkt essen möchten.
- In der Zutatenliste finden Sie alle enthaltenen Inhaltsstoffe (vergleichbar wie die Zutaten in Rezepten), in mengenmäßig absteigender Reihenfolge. Je weiter vorne Zucker oder einer seiner Synonyme wie Fruchtzucker, Honig, Kokosblütenzucker, Fructose-Glucose-Sirup, Saccharose, Dicksaft oder Fruchtextrakt stehen, desto höher ist der Gehalt an schnell resorbierbarem Zucker.
- Der Nutri-Score, also die Farbampel mit den Buchstaben grün / A bis rot / E bietet zwar eine erste Orientierung. Allerdings sind die Daten der Zutatenliste für Ihre Kohlenhydratberechnung sowie die individuelle Anpassung Ihrer Diabetes-Medikation (Insulin) die wichtigere Adresse. Hinzu kommt, dass der Nutri-Score so konzipiert ist, dass er lediglich Lebensmittel aus einer Produktgruppe miteinander vergleicht, also Brotsorten, Tiefkühlpasta oder fertige Mousse-Desserts untereinander.
Augen auf bei Zucker-Attributen
Besonders kritisch sollten Sie bei den verschiedenen Werbeaussagen auf den Packungen sein. Denn diese sind nicht gesetzlich geschützt. Hersteller sind hier äußerst kreativ, um ihrem Erzeugnis einen gesunden Stempel aufzudrücken.
Dazu gehören Werbeaussagen wie z.B.
- Mit (natürlicher) Fruchtsüße – das sagt im Grunde überhaupt nichts über den Zuckergehalt des Lebensmittels aus.
- Süße nur aus Früchten – hier können zum Beispiel Traubenzucker, Apfeldicksaft oder andere Fruchtdicksäfte enthalten sein und somit schnell resorbierbare Kohlenhydrate, sprich Zucker.
- Natursüß oder Zuckerauszug aus Trauben oder anderen Früchten – auch hier ist der natürliche Fruchtzucker der Früchte enthalten und damit blutzuckerwirksame Kohlenhydrate.
- Weniger Zucker – hier kann die ursprüngliche Zuckermenge nur um winzige Mengen verringert sein, so dass das Produkt immer noch sehr zuckerreich ist.
- Weniger süß – hier muss nicht weniger Zucker enthalten sein. Es kann einfach weniger süß schmecken, da z.B. Säure wie Zitronensaft oder Essig hinzugefügt wurden.
- Ohne Zusatz von Süßungsmitteln – das bedeutet lediglich, dass weder künstliche Süßstoffe wie Saccharin, Stevia oder Cyclamat noch Erythrit oder Xylit enthalten sind. Zucker, Honig oder Kokosblütenzucker können trotzdem enthalten sein.
Lassen Sie sich also nicht von solchen Werbeaussagen im Hinblick auf Zucker blenden.
Ernährungswissenschaftliche Expertise: Kirsten Metternich von Wolff