Am 29. April 2021 findet der Experten-Chat zum Thema "Rund um die Diabetestherapie" mit Professor Dr. med. Thomas Haak statt. Er beantwortet Ihre Fragen live am Donnerstag zwischen 17:00 und 19:00 Uhr.

Prof. Dr. Thomas Haak
Finanzvorstand
Chefarzt der Diabetes Klinik am Diabetes Zentrum Mergentheim
Diabetesklinik Bad Mergentheim
97980 Bad Mergentheim
Deutschland
Protokoll der Sprechstunde
Betreff: Essstörung
FrageSehr geehrter Professor Haak, ich (Jahrgang 1978) bin Typ I Diabetikerin seit 1983, und habe in meiner Jugend eine Essstörung entwickelt, die sich darin äussert, dass ich zu wenig bis gar kein Insulin für die aufgenommenen Kohlenhydrate eines Essanfalls spritze. Ich habe dadurch auch mit Folgeschäden zu kämpfen. Ich bin in Therapie und es haben sich auch Erfolge eingestellt. Aber eine Sache lässt mich nicht los. Ich würde gern meine Erfahrungen mit der Essstörung teilen um im besten Fall andere davor zu bewahren in eine Endlosspirale aus Depression und zu hohen Blutzuckerwerten zu geraten bzw. schneller diese Spirale verlassen zu können. Meine Frage ist, an wen kann ich mich wenden, um vielleicht als Betroffene an Veranstaltungen, in denen es um dieses Thema geht, z.B. als Rednerin teilzunehmen? Vielen Dank für Ihre Antwort und Beste Grüsse! I. R.
AntwortLiebe Frau R.,
die Deutsche Diabetes-Hilfe ist eine Organisation, die für ihr Anliegen sicherlich gut geeignet ist. Gerade der Erfahrungsaustausch kann sehr hilfreich sein. Bitte wenden Sie sich doch einmal an die Geschäftsstelle.
Herzliche Grüsse
Ihr
Prof. Dr. med. Thomas Haak
Betreff: Diabetes Typ 1 Lada
FrageVor 18 Monaten wurde bei mir ein Diabetes Typ 1 Lada festgestellt; ich nehme täglich 3x Metformin ( 500 mg) zu mir und habe die Ernährung vollkommen umgestellt. Ich verwende das Messsystem Freestyle Libre 2 durchgehend; die Werte bei gesunder Ernährung und reichlich Bewegung fallen schon 3 Stunden nach dem Essen sehr tief auf 4,5 / 4,0 - kann ich in diesen Fällen noch eine Tablette weglassen? Muss ich dann immer etwas essen ? Gibt es andere Verhaltensweisen?
AntwortLiebe Frau H.,
es ist schon ungewöhnlich, bei einem Typ-1-Diabetes/Typ Lada mit Metformin zu behandeln. Dieses spricht doch eher für einen Typ 2-Diabetes. Wenn die Therapie so aber gut funktioniert, kann man auch die Tablettentherapie mit Metformin zunächst belassen. Die Blutzuckerwerte, die Sie genannt haben, sind nicht gefährlich. Besprechen Sie die Anpassung der Therapie einfach mit Ihrem Arzt.
Herzliche Grüsse
Ihr
Prof. Dr. med. Thomas Haak
Betreff: Langzeitwert
Frageich bekomme Tabletten morgens und abends Metformin und Januvia, bin Vegetarier und laufe viel in der Natur, trotzdem geht der Langzeitwert nicht runter. ich esse unregelmäßig, weil ich kaum Appetit habe und selten Hunger, esse gegen 17.00 Uhr selten später Wie geht der Wert weiter runter?
AntwortLiebe Frau S.,
leider reichen die Angaben, dass Sie Metformin und Januvia einnehmen nicht aus, um die Ursache für den fehlenden Erfolg zu finden. Hier braucht man weitere Angaben wie Laborwerte und wie Ihr Tagesablauf genau aussieht. Es gibt insgesamt sehr viele Möglichkeiten, den Diabetes gut zu behandeln. Ein gutes Diabetes-Team wird Ihnen dabei weiterhelfen.
Herzliche GrüsseIhr
Prof. Dr. med. Thomas Haak
Betreff: Hohe BLZ-Werte nach Frühstück
FrageSehr geehrter Herr Professor, ich bin Typ 1 Diabetiker, spritze Insulin Humalog und Lantus. Ich habe folgende Frage: Nach dem Frühstück habe ich immer hohe Blutzuckerwerte, obwohl ich meistens gut starte (100 mg/dl). Die Werte steigen bis 280 mg/dl. Seit einiger Zeit esse ich morgens Steiner-Food, ohne KH, aber die Werte steigen trotzdem. Die Dosis Insulin zu erhöhen, erweist sich als keine gute Lösung, da eine Unterzuckerung gegen 11 Uhr eintritt. Gibt es zu diesem Problem eine Lösung, evtl. in Form eines anderen Insulins? Danke für Ihre Antwort. Viele Grüße Günter H.
AntwortLieber Herr H.,
spritzen Sie Humalog morgens doch einmal 20-30 Minuten vor dem Essen. Dann kann Humalog schon wirken und die Blutzuckerwerte steigen nicht so stark an. Vielen hat dieser sogenannte Spritz-Ess-Abstand gut geholfen.
Herzliche Grüsse
Ihr
Prof. Dr. med. Thomas Haak
Betreff: Polyneuropathie-autonome Neuropathie(Durchfälle)
FrageBin 73j männl.-trotz genetischer Disposition (Vater Typ 1) sportlic,schlank nach kriegsgefangenschaft 19977 (Herzinfarkt-autonome Neuropathie) verstorben hat man mir vor 8 Jahren über taube Füße die Diagnose sensorische Polyneuropathie diagnostiziert. Nie wurde ein Glukose-Belastungstest gemacht-in Reha nüchtern o.k. Hb1c zwischen 7-7,8. Anfangs Januvia100mg morgens,siofor1000 1/2-0-1/2-anfangs alpha-lipom inf.-wegen dickdarm-teilresektion-tumor und ständigen durchfällen-colon-stuhl bauchseicheldrüssen-insuffizien(Kreon) umdestellt auf insulin lispro 100 3-3-3- je nach kohlehydr. abends toujeo300 26 einh. 1.warum bei gen.disp. keine belastungststs. 2.beim glukoseabbau-insulin etc.entstehen lt.wissenschaft stoffwechselgifte-können diese wie laktat bestimmt und und abgebaut werden-studien laufen? 3.sensorische polyneuropathie-taube füße,wadenkrämpfe-kann man nichts machen-kaum noch laufen,autofahren!? 4.warum kennen neurologen,diabetologen kaum die blasen-impotenz,herzprobleme-autonome,vegetative neuropathie-bekomme meine durchfälle(reizdarm?) kaum in den griff. Habe einen Polyneuropathie-verein gegründet-die Mitglieder hören immer nur-KANN man nichts machen!bei mir DIABETESEINSTELLUNG aber hunderte ursachen-chemo,farben ,oft kann keine Ursache gefunden werden.Hatte in BG-streitigkeiten in Sozialgerichtsbarkeit bei Lakierern nur neg. Erfahrungen. Vielleicht haben Sie mir und unseren Leidensgenossen ein paar hilfreiche Tips.Miene Fachkontakte selbst Uniklinik Ulm bringen nicht weiter. Tausend dank
AntwortLieber Herr S.,
die Polyneuropathie ist eine wirklich unangenehme Folgeerkrankung bei Diabetes. Sie haben aber recht, eine Polyneuropathie kann auch aufgrund anderer Ursachen entstehen, zum Beispiel Giftstoffe oder Alkohol. In jedem Falle kann man die Symptome und Missempfindungen heutzutage recht gut behandeln. Wenn aber Teile des Nervensystems nicht mehr funktionieren, ist die Behandlung schwierig. In jedem Falle gehört die Behandlung in die Hände von Spezialisten.
Bei Ihnen scheinen die Störungen doch sehr komplex zu sein. Ich empfehle Ihnen, mit Ihrem Diabetologen zu besprechen, ob ein Klinikaufenthalt in einer Spezialklinik bei Ihnen nicht sinnvoll ist, um Ihre Situation zu bessern.
Herzliche Grüsse
Ihr
Prof. Dr. med. Thomas Haak
Betreff: Zeit im Zielbereich
FrageSehr geehrter Herr Prof. Dr. Haak, Ich bin seit 60 Jahren Typ1 - Diabetiker. Seit 2001 habe ich eine Insulinpumpe. Vor 2 Jahren habe ich zusätzlich das FreeStyle Libre 2 Messsystem bekommen. Diese Kombination hat sich auf meine Therapie sehr positiv ausgewirkt. Neben dem Langzeitblutzucker geht ja nun auch die "Zeit im Zielbereich" in die Bewertung ein. Ich habe meinen Zielbereich mit 3,9 bis 10 mmol/l eingestellt und erreiche Werte von 94 bis 98% im Zielbereich. Dazu muss ich oft bei Blutzuckeranstiegen kleine Boli geben um nicht über 10 mmol/l zu kommen. Das klappt recht problemlos. Nun meine Fragen: 1. Liegen bei stoffwechselgesunden Personen die Messwerte innerhalb dieses Zielbereiches? 2. Ist es überhaupt sinnvoll die 100% im Zielbereich anzustreben ? Wenn NEIN, dann wieviel % ? 3. Wie unterscheiden sich Tagesdiagramme von einen gut eingestellten Diabetiker und einen Stoffwechselgesunden? Vielen Dank für Ihre Mühe. Mit freundlichen Grüßen Hans - j.
AntwortLieber Herr S.,
Sie managen Ihren Diabetes mit diesen technischen Hilfsmitteln offenbar sehr gut. International wird der Zielbereich genau so gewählt, wie Sie es eingestellt haben. Wenn Sie mehr als 70 % aller Sensor-Daten in diesem Bereich vorfinden, gilt die Einstellung als gut. Bei Ihnen ist sie sogar besser. Allerdings wird man auch mit allen technischen Hilfsmitteln niemals die gleichen Blutzuckerverläufe wie bei Stoffwechselgesunden erzielen. Das ist aber auch gar nicht notwendig, denn auch eine nahe normale Einstellung reicht aus, um akute Komplikationen wie Unterzuckerungen und Folge-Komplikationen zu vermeiden.
Herzliche Grüsse
Ihr
Prof. Dr. med. Thomas Haak
Betreff: Unerklärliche Nüchternwerte
FrageWarum kann ich nur mit zuckerhaltigem Essen am Vortag meinen Blutzucker nach dem Aufwachen auf Werte unter 7,0 mmol/l drücken? Dagegen messe ich deutlich höhere Nüchternwerte am Morgen (bis 15mmol/l) je weniger Zucker ich am Vortag zugeführt habe. Und wie gefährlich ist diese Zuckerzuführung dann? Ernstgemeint!!
AntwortLieber Herr S.,
hohe Blutzuckerwerte am Morgen können auch die Folge von nächtlichen Unterzuckerungen sein, die unbemerkt verlaufen. Wenn Sie nun am Abend zuckerhaltige Dinge essen, werden die Unterzuckerungen in der Nacht vermieden und Sie wachen ohne Gegen-Regulation mit einem guten Nüchtern-Wert auf. Sie sollten vielleicht einmal nachts um 3 Uhr den Zucker messen und schauen, wie dieser Wert liegt. Ist er zu tief, müssten Sie die Insulindosis am Abend reduzieren.
Herzliche Grüsse
Ihr
Prof. Dr. med. Thomas Haak
Betreff: Viel zu hoher BZ nach fettem Essen geht nicht mehr runter
FrageNach ausnahmsweise 4 Hamburgern, bekommen wir den BZ auch die ganze Nacht nicht wieder runter. Weit über 200 trotz mehrmaliges ausgleichen. Darf so ein Essen nicht mal sein? Alter 16 Jahre
AntwortLieber J.,
doch, auch wenn es wirklich viel ist, müssen vier Hamburger manchmal sein. Die hohen Werte kommen aus den Kohlenhydraten des Brötchens und dem hohen Eiweißanteil im Fleisch. Dieses wird nämlich nachts im Kohlenhydrate umgewandelt. Darüber hinaus haben viele Saucen sehr viel Zucker. Aber wenn es die Sache wert ist, dann gelegentlich auch einmal 4 Hamburger.
Herzliche Grüße
Prof. Dr. med. Thomas Haak
Betreff: Diabetes-Prävention
FrageSehr geehrte Damen und Herren, ich habe sog. Prädiabtes und nehme Metformin, noch kein Insulin. Um dies zu vermeiden muss ich Gewicht reduzieren ( BMI 33) Dazu hätte ich gern Zugang zu einer Art Coaching, doch scheint die hkk Krankenkasse das nicht anzubieten. Außerdem hätte ich gern einen Tipp, welches Diabetes- Kochbuch geeignet wäre. Vielen Dank, #freundliche Grüße, Gudrun K.
AntwortLiebe Frau K.,
es gibt sehr viele Ratgeberbücher zum Thema Gewichtsreduktion. Darüber hinaus gibt es auch freie Berater für Ernährungsfragen. Schauen Sie im Internet nach, da werden sie sicher fündig.
Herzliche Grüße
Ihr
Prof. Dr. med. Thomas Haak
Betreff: Stammzelltherapie für DM Typ I
FrageEs gibt Kliniken in Deutschland, die Stammzelltherapie anbieten, für DM Typ 1 und die behaupten, dass die Stammzelltherapie besonders im Stadium Honeymoon erfolgreich ist, den Prozess zu stoppen. Wir überlegen uns so eine Angebot anzunehmen, aber muss es privat bezahlt werden und ist sehr teuer. Was halten Sie von so einer Therapie und würden Sie es empfehlen? Vielen Dank.
AntwortLiebe Frau Ö.,
die Stammzell-Therapie bei Typ-1-Diabetes ist noch keine klinische Routine. Aus diesem Grunde wird sie auch noch nicht von den Kostenträgern bezahlt. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es damit auch zu wenig Erfahrung, so dass ich Ihnen von einer solchen Therapie abraten würde. Der Diabetes ist eine sehr gut behandelbare Erkrankung, während eine nicht etablierte Therapie durchaus Risiken hat.
Es grüsst Sie freundlich IhrProf. Dr. med. Thomas Haak
Betreff: Diabetes ja oder nein?
FrageHallo Herr Professor Haak, neulich habe ich mit meiner Mutter telefoniert, sie erzählte mir, dass sie nun 2x täglich Metformin nehmen muss. Sie ist knapp 70 Jahre alt, hat etwas Fett am Bauch, ist aber nicht übergewichtig und raucht aber leider. Ich habe sie gefragt, ob bei ihr Diabetes Typ 2 festgestellt wurde. Sie meinte, das habe der Arzt so nicht gesagt, aber es sei "wegen dem Zucker". Ich werde nicht ganz schlau daraus, hat jemand definitiv einen Diabetes, wenn er Metformin einnehmen muss oder gibt es auch Vorstufen, wo das schon der Fall ist? In unserer Familie hatte bislang niemand Diabetes. Meine Mutter kann sich nur daran erinnern, dass ihr Großvater den "Altersdiabetes" hatte. Falls sie tatsächlich Diabetes haben sollte, ist mein Risiko dafür dann auch höher wegen der Veranlagung? Ich bin übrigens sehr schlank und Nichtraucher, aber über 40. Sollte ich mich mal testen lassen?
Mit freundlichen Grüßen, Susanne J.
AntwortLiebe Susanne,
normalerweise verschreibt man das Medikament Metformin nur, wenn ein Diabetes vorliegt. Demnach hat Ihre Mutter offenbar Diabetes. Gleichgültig ob es so ist oder nicht, haben sehr viele Menschen die Veranlagung, d.h. die Gene, einen Typ 2-Diabetes zu entwickeln. Es macht daher Sinn, bei der nächsten Routine- Blutentnahme bei Ihrem Arzt einmal den HbA1c-Wert bestimmen zu lassen. Liegt dieser unter 5.6 %, so haben Sie keinen Diabetes. Ist der Wert über 6.5 %, so liegt ein ein Diabetes vor. Die Werte dazwischen gelten als Vorstufe zu einem Diabetes.
Herzliche Grüsse
Ihr
Prof. Dr. med. Thomas Haak