Typ-2-Diabetes und Diabetestechnologie (Teil 1): CGM-Systeme

Junge Frau trägt einen Sensor eines CGM-Systems am Arm
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78 % aller Menschen mit Typ-1-Diabetes nutzen laut D.U.T-Report 2023 ein System zur kontinuierlichen Glukosemessung mit Real-Time-Messgeräten, kurz rtCGM (real time Continuous Glucose Monitoring). Unter den Menschen mit Typ-2-Diabetes sind es deutlich weniger – aber es werden auch in dieser Gruppe immer mehr. Die Betroffenen erkennen, was für eine große Erleichterung und Unterstützung ein CGM-System im Alltag sein kann, um den Glukosestoffwechsel zu verbessern.

Die Voraussetzungen dafür wurden bereits 2016 geschaffen: Laut damaliger Verordnung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) müssen gesetzliche Krankenkassen hierzulande die Kosten für rtCGM bei allen Patient*innen mit insulinpflichtigem Diabetes mellitus übernehmen, die eine intensivierte Insulintherapie durchführen und deren individuellen Therapieziele zur Stoffwechseleinstellung auch bei Beachtung der jeweiligen Lebenssituation nicht erreicht werden können. „Individuelle Therapieziele bedeuten aber nicht nur bestimmte HbA1c- und Time-in-Range-Werte", betont Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE, Internist und Diabetologe DDG. „Auch die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden zählen dazu.“

Coaching-Effekt von CGM-Systemen

Studien belegen, dass eine kontinuierlichen Glukosemessung bei allen Menschen mit Diabetes zu weniger Hypoglykämien, also Unterzuckerungen, führen. Das ist vor allem für Menschen mit Typ-1-Diabetes relevant. „Kontinuierliche Glukosemessung ist aber auch eine wunderbare Methode, um Menschen aller Diabetestypen in der Therapie zu unterstützen,“ so Kröger. Denn mit der Transparenz, die man durch den Blick auf die Glukoseveränderungen in Echtzeit erhält, lernt man enorm dazu: Wie wirken sich bestimmte Nahrungsmittel auf den Blutzucker aus? Wie reagiert er auf Bewegung? Diesen Coaching-Effekt, den ein rtCGM-System folglich haben kann, nutzen einige Menschen mit Typ-2-Diabetes laut Kröger auch, wenn sie nicht insulinpflichtig sind. Dabei tragen sie die Kosten selbst, wenn sie einen Sensor nicht dauerhaft, aber gelegentlich für 10 oder 14 Tage tragen, um ihren Glukoseverlauf punktuell zu analysieren.

Zentrale Stellschraube: strukturierte Schulungen

Eine Sache ist laut dem diabetesDE-Vorstandsvorsitzenden allerdings zentral: „Menschen, die ein rtCGM nutzen, müssen nicht nur technisch geschult werden. Sie müssen auch in einer strukturierten, evaluierten Schulung unterrichtet werden, wie sie die Daten interpretieren und Dinge in ihrem Leben verändern können. Hier besteht noch Nachholbedarf hinsichtlich der Kostenübernahme durch die Krankenkassen.“ Die Ergebnisse diverser Studien belegen Krögers Forderung: Die Hba1c-Werte wurden demnach trotz Nutzung eines rtCGM-Systems nicht automatisch besser. Auch sollte ein rtCGM-System nicht als Überwachungstool missverstanden werden, durch das die das Diabetesteam vermeintlich Kontrolle ausüben kann. Vielmehr wird der eigene Blick auf seinen Glukosestoffwechsel dadurch geschärft.

Menschen mit Diabetes – explizit auch mit Typ-2-Diabetes –, die Interesse an einer kontinuierlichen Glukosemessung haben, sollten sich an ihren Diabetologen bzw. ihre Diabetologin wenden. Im Gegensatz zu Hausärzt*innen können diese gegebenenfalls auch Schulungen koordinieren. Aber bei allem technischen Fortschritt: Ein CGM-System nur um des Tragens willen zu nutzen, ist wenig sinnvoll. „Das individuelle Therapieziel sollte immer im Vordergrund stehen. Nicht jeder fühlt sich mit allen Technologien wohl,“ betont Kröger.

Weitere Informationen zum Thema Diabetestechnologie bietet die Webinar-Reihe „Diabetes-Docs erklären Technik“. Sie ist auf der Online-Plattform Diabetes-Anker kostenlos abrufbar. Hintergründe zu den Videos gibt es hier.


Die Serie „Typ-2-Diabetes und Diabetestechnologie“ im Überblick:

Alle Teile der Serie

Teil 1: CGM-Systeme
Teil 2: Smartpens
Teil 3: Smarte Therapieunterstützung / DiGA 
Teil 4: Insulinpumpen 

Text: Susanne Löw, freie Journalistin