Typ-2-Diabetes und Diabetestechnologie (Teil 4): Insulinpumpen

Eine Person hält eine Insulinpumpe in der Hand. Der Schlauch verschwindet unter dem Shirt.
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Die Diabetestherapie mit einer Insulinpumpe ist seit vielen Jahren etabliert – bei Menschen mit Typ-1-Diabetes. Aber sind Insulinpumpen auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes eine Option? Die klare Antwort lautet: selten. Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE, Internist und Diabetologe DDG, erläutert: „Die Insulinpumpentherapie spielt bei Menschen mit Typ-2-Diabetes eine sehr untergeordnete Rolle, denn es gibt wenige Indikationen dafür.“

Denkbar ist eine Insulinpumpentherapie bei Menschen mit Typ-2-Diabetes demnach etwa, wenn Folgeerkrankungen wie Nervenschäden („Neuropathien“) oder Nierenleiden („Nephropathien“) eine gute Glukoseeinstellung nötig machen, die mit einer herkömmlichen Therapie nicht erreicht wird. „Diese Fälle sind aber sehr selten. Meistens gelingt es auch mit einer ICT-Therapie, den Glukosestoffwechsel gut einzustellen“, so Dr. Kröger.

SLGT2-Hemmer und GLP 1-Agonisten mit mehrfachem Vorteil

Zudem spricht der große Fortschritt bei der medikamentösen Therapie für Menschen mit Typ-2-Diabetes laut Kröger gegen die Insulinpumpentherapie bei Menschen mit Typ-2-Diabetes: Denn SGLT2-Hemmer und GLP 1-Agonisten helfen nicht nur gut bei der Glukoseeinstellung, sondern auch im Hinblick auf eine Reduzierung des Gewichts. „Neue Medikamente (GLP 1- und GIP-Agonisten, Tirzepatide), die Ende 2023 auf den deutschen Markt kommen sollen, versprechen neben einer Glukosestoffwechselverbesserung eine Gewichtsabnahme von 20 bis 25 %“, gibt Dr. Kröger einen Ausblick.

Und auch wenn es bereits Studien zu AID-Systemen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes gibt, wird der Einsatz einer Insulinpumpe bei Menschen mit Typ-2-Diabetes laut dem Mediziner immer eine Kosten-Nutzen-Abwägung bleiben: „Bietet eine Insulinpumpe so viel Mehrwert, dass es die Kosten rechtfertigt? Oder sind die medikamentösen Möglichkeiten für Menschen mit Typ-2-Diabetes nicht ohnehin die bessere Unterstützung, zumal diese den gesamten Organismus positiv beeinflussen können?“

Zudem ist die Ausgangslage bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes jeweils eine ganz unterschiedliche: Menschen mit Typ-1-Diabetes produzieren kein Insulin und sind auf Insulin von außen angewiesen. Menschen mit Typ-2-Diabetes produzieren dagegen zwar meist selbst Insulin, haben aber häufig zusätzlich eine Insulinresistenz. Insulin von außen – etwa über eine Pumpe – kann diese Resistenz alleine nicht therapieren. Vielmehr muss ganzheitlich angesetzt werden, es braucht eine Veränderung beim Bewegungs- und Ernährungsverhalten. Dazu können Betroffene viel selbst beitragen, während eine Insulinpumpe einfach nur (immer mehr) Insulin abgeben würde, ohne die ursächlichen Auslöser anzugehen.

Die Serie „Typ-2-Diabetes und Diabetestechnologie“ im Überblick:

Alle Teile der Serie

Teil 1: CGM-Systeme 
Teil 2: Smartpens 
Teil 3: Smarte Therapieunterstützung / DiGA
Teil 4: Insulinpumpen

Text: Susanne Löw, freie Journalistin