Wie wirken sich Mahlzeiten auf den Blutzuckerspiegel aus?
Aus dem Essen haben vor allem Kohlenhydrate einen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Bei der Verdauung werden Kohlenhydrate in Zucker aufgespalten und ins Blut abgegeben – der Blutzuckerspiegel steigt. Von hier gelangt Zucker mittels Insulin (körpereigen oder gespritzt) in die Zellen und wird dort in Energie umgewandelt – der Blutzuckerspiegel sinkt wieder.
Bei Gesunden wird die Freisetzung von Insulin automatisch über die Bauchspeicheldrüse geregelt. Ist zu wenig Zucker im Blut, wird Glukagon freigesetzt (Gegenspieler zum Insulin) und die Leber schüttet ihre Zuckerspeicher aus. Dieses körpereigene Regulierungssystem hält den Blutzuckerspiegel dabei immer im Bereich zwischen 80 und 120 mg/dl, bzw. 4,4 und 6,7 mmol/l. Aber ganz wichtig: Der Blutzucker läuft auch bei Stoffwechselgesunden nie linear, sondern schwankt Mahlzeiten-abhängig! Menschen mit Typ-1-Diabetes und teilweise auch Menschen mit Typ-2-Diabetes müssen die Aufgabe der Bauchspeicheldrüse selbst in die Hand nehmen: Die Kohlenhydrate in der Ernährung müssen daher berechnet und eine entsprechende Menge Insulin gespritzt werden. Ist der Blutzuckerspiegel nach dem Essen trotzdem zu hoch, wird nachkorrigiert.
Der glykämische Index (GI) ist ein Maß für die Blutzuckerwirksamkeit von kohlenhydratreichen Lebensmitteln. Je höher der GI ist, desto schneller und steiler steigt der Blutzuckerspiegel nach dem Essen an.
Eine Besonderheit sind besonders fettige und eiweißreiche Speisen, wie z.B. Pizza. Manche Menschen mit Typ-1-Diabetes, gerade Kinder, können hier auch lange nach dem Essen noch einen leichten Blutzuckeranstieg sehen, der über die Wirkung der Kohlenhydrate des Essens hinausgeht. Menschen mit Typ-2-Diabetes kennen diesen Effekt meist nicht, da ihr Körper noch eine geringe Menge Insulin selbst produziert und den extrem langsamen Anstieg dadurch ausgleichen kann. Wer also nach einer Pizza, Döner und Co. mit späten Blutzuckeranstiegen zu tun hat, kann einen Teil des Insulins verzögert abgeben und/oder zusätzlich zu den BEs auch Fett-Protein-Einheiten (FPE) berechnen. Diese Möglichkeiten werden vor allem von Trägern von Insulinpumpen genutzt.
[Stand: August 2017, KR]
Quellen:
Alexandra Scheck, „Ernährungslehre kompakt“, Umschau Zeitschriftenverlag, 6. Auflage, 2017
DGE (Daniela Strohm), „Glykämischer Index und glykämische Last – ein für die Ernährungspraxis des Gesunden relevantes Konzept? Wissenschaftliche Stellungnahme der DGE“, Ernährungs-Umschau, 01/2013