Heringssalat, Labskaus oder Red Velvet-Cake: Ohne die farbintensiven Rote-Bete-Knollen würde in diesen Gerichten etwas fehlen. Das klassische Gemüse liegt im Gesundheitstrend, ist vielseitig und natürlich eine echte Bereicherung für Sinne und Körper.
Rote Bete ist ein Gemüse mit guter Ökobilanz, denn die Knollen werden hierzulande angebaut. Bis in den Sommer gibt es die frischen Knollen zu kaufen. Dabei blicken sie auf eine lange Geschichte zurück. Bereits vor über 2000 Jahren waren erste Exemplare in Asien und im Mittelmeerraum bekannt. Die alten Römer waren schließlich verantwortlich dafür, dass Rote Bete in Europa Einzug hielt.
Dabei ist die Knolle, so wie wir sie heute kennen, erst rund zweihundert Jahre alt. Mit der Kultivierung haben sich verschiedene Sorten mit unterschiedlichen Farben ausgebildet – von scharlachrot bis gelb, weiß und weiß-rot geringelt. Die Blätter sind meist grün und haben teils rote Blattadern.
Rote Schale – gesunder Kern
Rote Bete sind supergesund, preisgünstig, regional und vielseitig. Kein Wunder, dass der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) Rote Bete zum Gemüse des Jahres 2024 gekürt hat. Die Power-Rübe ist ein Gemüse mit hoher Nährstoffdichte. Praktisch bedeutet es, dass sie wenig Kalorien liefert und dafür eine Menge gesunder Vitalstoffe.
Eine mittelgroße Knolle wiegt rund 100 g und enthält lediglich 45 kcal, überwiegend aus Kohlenhydraten (8 g) und einer kleinen Menge Eiweiß (1,5 g). Dennoch wird eine Portion von bis zu 200 g Roter Bete nicht als kohlenhydrat-anrechnungspflichtiges Gemüse kategorisiert. Allerdings kann es individuell nach dem Genuss der Roten Bete zu Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel kommen. Deshalb empfiehlt sich, insbesondere bei einer Insulintherapie, dies zu prüfen.
Beim genauen Blick auf ihr Innenleben sind die violett-pinken Kugeln üppig bestückt mit beispielsweise B-Vitaminen, allen voran Folsäure. Schon 28 % des Tagesbedarfs lassen sich beim Genuss einer 100-g-Portion decken. Dazu gibt es Eisen, Chrom, Zink und Jod. Rund 10 % des täglichen Bedarfs an Kalium sind mit der Kugel auch schon erfüllt.
Ihr Gehalt an natürlichen Ballaststoffen hilft dabei angenehm satt zu werden, die gesunde Vielfalt an Darmbakterien (Mikrobiom) zu fördern und die Verdauung anzuregen. Außerdem schenken die Knollen dem Organismus sekundären Pflanzenstoffe. Diese stärken das Immunsystem und wirken antioxidativ.
Praktische Einkaufs- und Lager-Tipps
Rote Bete sind Klassiker, die in jeder gut sortierten Gemüseabteilung bereitstehen. Je kleiner die Knollen, desto zarter und aromatischer ihr Geschmack. Achten Sie darauf, dass sie eine feste, glatte und intakte Schale haben. Am besten sind Stiel und Blätter erhalten. Damit kann Gemüse, ähnlich wie Mangold oder Blattspinat, gekocht werden.
Zu Hause angekommen sollten Sie der Roten Bete an einem dunklen, kühlen und trockenen Ort, also im Keller, der Vorratskammer oder im Gemüsefach des Kühlschranks, ein Plätzchen einrichten. Dort halten sich die Rüben bis zu einem Monat. Allerdings büßen sie bei längerer Lagerung Vitalstoffe ein. Deshalb also besser früher verarbeiten.
Einfrieren lassen sich Rote Bete nur in gekochtem Zustand. Wer sich die Arbeit mit Kochen und Schälen nicht antun möchte, kann vorgekochte Knollen verwenden, die meistens vakuumverpackt in der Gemüseabteilung zu finden sind.
Mit Schürze und Handschuhen
Vor der Zubereitung die Knollen in kaltem Wasser waschen. Dann Blätter und Wurzeln abdrehen – das ist besser, als sie zu schneiden. Ihre typische Farbe aus dem Pflanzenfarbstoff Betanin, auch Beten-Rot oder Betanoin genannt, blutet sonst sehr stark aus und dabei verlieren sie unnötig Nährstoffe.
Je nach Größe der Kugeln Rote Bete auf kleiner Flamme in einem Topf mit Wasser 45 bis 60 Minuten garen. Sollen sie etwas heller werden, geben Sie einige Spritzer Zitronensaft ins Kochwasser. Oder mögen Sie es so richtig tief in pink-lila? Dann intensiviert eine Prise Backpulver im Wasser deren Farbe. Und wappnen Sie sich spätestens jetzt mit Schürze und Handschuhen. Die fertig gekochten Kugeln kalt abschrecken und abkühlen lassen. Dann die Schale mit einem Messer abziehen.
Süß und pikant – vielseitig und lecker
Nur 200 g Rote Bete essen die Menschen hierzulande im Jahr. Jammerschade, sind sie doch unglaublich vielseitig und einfach nur lecker. Ihr süßliches, leicht erdiges Aroma harmoniert wunderbar mit Säure wie Essig, Zitronensaft oder Zitrusfrüchten, beispielsweise im Salat. Lecker auch im Eintopf als Cremesuppe, Dip, Quiche oder Flammkuchen.
Wie wäre es mit Rote Bete-Mozzarella oder einem würzigen, veganen Carpaccio? Lecker ist auch die Kombination mit Kartoffeln und Meerrettich. Praktisch und geschmacksintensiv sind Rote Bete als Ofengemüse. Dazu Knollen roh schälen, waschen und in Stifte oder Stücke schneiden. Mit wenig Olivenöl beträufeln, etwas Pfeffer, Rosmarin, Thymian oder Curry dazu. Bei 180 Grad auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech eine halbe Stunde backen. Salz braucht es dazu nicht, denn die Knollen sind durchs Backen besonders geschmacksintensiv.
Sogar im Kuchen machen sich Rote Bete prima. Zum Beispiel in Red Velvet-Cakes verleihen sie dem Teig statt roter Lebensmittelfarbe eine natürliche Färbung.
Haare färben mit Roter Bete
Die Knollen können noch weit mehr. Kommen sie heutzutage in den Kuchen, nutzten Frauen in der Viktorianischen Zeit sie zum Färben ihrer Haare. Andere Kulturen sprachen Roter Bete gar Zauberkräfte zu. Demnach sollten sich beispielsweise Männer und Frauen ineinander verlieben, wenn sie von derselben Rübe aßen – vermutlich aufgrund der in Rote Bete enthaltenen Aminosäure Tryptophan. Diese steckt auch in Schokolade und soll zum Wohlbefinden beitragen.
Übrigens wird Rote Bete heutzutage meist mit einem e und nicht wie das Beet geschrieben. Das zweite „e“ wurde im Zuge der neuen Rechtschreibreform im Jahre 2006 aus der Standardschreibweise gestrichen, auch wenn die „Beete“ als Alternativform nach wie vor zulässig ist.
Ernährungswissenschaftliche Expertise: Kirsten Metternich von Wolf